Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. zweite Aprilwoche 1933

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Der editierte Text

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Liebste a! 1

Zunächst wieder nur Bericht: Gestern mit c bei d. Er war sehr freundschaftlich, erzählte, daß mich die Fakultät genommen hätte, wenn nicht der politische Umschwung im Februar gewesen wäre. Er wird fürs Ausland helfen, rät aber davon ab, da meine Sprache mehr dem Inland entspräche; außerdem gäbe es wenige Stellen, die schwerer zu kriegen wären.

Dann hatten wir einen netten Abend in der Katakombe2 mit e und Verwandten von ihr. Nachher sogar noch Tanz. Heut Vormittag große Besprechung: f, g, h, i und ich. j war sehr begeistert von Dir, im Übrigen ganz gebrochen bis zu Tränen. Das neue Gesetz beraubt ihn nach drei Monaten jeder Existenz.3 k optimistisch für sich. l gebrochen und nervös. Wir sind jetzt der Meinung, daß die, für die alles entschieden ist, also m, n , o, jetzt zeitweise abreisen, da sie hier nichts mehr tun können, also p draußen bleibt.4| Für mich ist durch das Gesetz nichts entschieden; ich muß abwarten. Da der r nicht geschrieben hat, kann ich auch nicht ins Ministerium, werde voraussichtlich Donnerstag5 nach s fahren und Freitag nach t.

Heut Nachmittag mit u. Jetzt im Auto auf dem Bahnhof v, um die Kunstdienst-Leute im Küssel zu treffen.6 ab wartet vorn, darum Schluß. Grüß ac! Sie soll nicht krank sein!

Ich liebe Euch
Euer ad

Fußnoten, Anmerkungen

1Der Brief ist im Original undatiert. Die ungefähre Datierung ergibt sich aus Inhalt und Kontext. Dieser Brief folgt vermutlich auf b, das mit den Worten beginnt: "Um 4 holte ich K. L. S. und Carolus ab".
2Ein Berliner Kabarett, das von 1929 bis 1935 bestand.
3Karl Mannheim war nicht lange genug im deutschen Staatsdienst tätig gewesen, um nach seiner Zwangsbeurlaubung Anspruch auf finanzielle Bezüge zu haben.
4q war am 2. April 1933, dem Tag nach dem organisierten Juden-Boykott, gemeinsam mit seiner Familie in die Schweiz geflüchtet.
5Vermutlich Gründonnerstag 1933, der 13. April.
6Gemeint ist das Haus auf dem Küssel, in dem w und x sowie y und z lebten. Der Architekt aa, der den Anbau des Hauses auf dem Küssel entwarf, war Gründungsmitglied des Kunst-Dienstes der evangelischen Kirche. Der Kunst-Dienst verstand sich als Brücke zwischen moderner Kunst und kirchlichen sowie sozialen Anliegen.

Register

aTillich, Hannah
bBrief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. aus der zweiten Aprilwoche 1933
cSchmidt, Karl Ludwig
dDeißmann, Adolf
eSeeberger, Elisabeth
fStaudinger, Hans
gHeimann, Eduard
hMannheim, Karl
iMennicke, Carl August
jMannheim, Karl
kMennicke, Carl August
lHeimann, Eduard
mMannheim, Karl
nLöwe, Adolf
oHeimann, Eduard
pLöwe, Adolf
qLöwe, Adolf
rLommatzsch, Erhard
sDresden
tFrankfurt am Main
uTillich, Johannes Oskar
vPotsdam
wLöwenfeld, Claire
xLöwenfeld, Günther
yPincus, Fritz
zPincus, Lily
aaHirzel, Stephan
abPincus, Fritz
acFarris, Erdmuthe
adTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/3(6)
Typ

Brief, eigenhändig.

Postweg
Berlin - unbekannt
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Entitäten

Personen

Orte

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. zweite Aprilwoche 1933, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01389.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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