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Liebste Hannah!1]

Zunächst wieder nur Bericht: Gestern mit K. L. Schmidt bei Deißmann. Er war sehr freundschaftlich, erzählte, daß mich die Fakultät genommen hätte, wenn nicht der politischer Umschwung im Februar gewesen wäre. Er wird fürs Ausland helfen, rät aber davon ab, da meine Sprache mehr dem Inland entspräche; außerdem gäbe es weniger Stellen, die schwerer zu kriegen wären.

Dann hatten wir einen netten Abend in der Katakombe2] mit Elisabeth und Verwandten von ihr. Nachher sogar noch Tanz. Heut Vormittag große Besprechung: Hans, Peter, Karol, Carolus und ich. Karol war sehr begeistert von Dir, im Übrigen ganz gebrochen bis zu Tränen. Das neue Gesetz beraubt ihn nach drei Monaten jeder Existenz.3] Carolus optimistisch für sich. Peter gebrochen und nervös. Wir sind jetzt der Meinung, daß die, für die alles entschieden ist, also Karl, Adolf , Peter, jetzt zeitweise abreisen, da sie hier nichts mehr tun können, also Adolf draußen bleibt.4] | Für mich ist das durch das Gesetz nicht entschieden; ich muß abwarten. Da der Dekan nicht geschrieben hat, kann ich auch nicht ins Ministerium, werde voraussichtlich Donnerstag5] nach Dresden fahren und Freitag nach Frankfurt.

Heut Nachmittag mit Vaterchen, jetzt im Auto auf dem Bahnhof Potsdam, um die Kunstdienst-Leute im Küssel zu treffen.6] Fritz Pincus wartet vorn, darum Schluß. Grüß Erdmuthe! Sie soll nicht krank sein!

Ich liebe Euch
Euer Paul
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    • Tillich, Paul, Das Wohnen, der Raum und die Zeit. Rede anläßlich der Einweihungsfeier des Hauses auf dem Küssel in Potsdam, in: Die Form, Jg. 8 (1933), S. 11f.