Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 13. März 1931 oder kurz danach

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Der editierte Text

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Liebste Hannah (Details anzeigen)!1

Als ich Dir telegraphierte,2 war äußerlich noch nichts entschieden. Aber innerlich der Eindruck in Halle (Details anzeigen), wo ich mit den meisten Professoren zusammen war, war der einer großen Enge und Ferne von den großen Strömungen der Kultur; auch in Geschmack, Lebensform etc. ein Niveau, das z. B. für Dich unmöglich wäre. Sie waren sehr nett, haben mir alle zugeredet und wir haben das Problem Theologie-Philosophie in aller Tiefe| durchgesprochen. – Mit Richter (Details anzeigen) war es reizend; höchst freundschaftlich und vergnügt. Er stellte mir Berlin (Details anzeigen) in 1 ½ Jahren in Aussicht, sagte aber, daß er meine Argumente völlig verstände und auf wiederholtes Fragen, daß Berlin (Details anzeigen) durch eine Ablehnung nicht ausgeschlossen sei.3 Ebenso sagte er auf Befragen zum Schluß, daß er es mir absolut nicht übel nähme, wenn ich ablehnte. Wir machten daraufhin keine| Berufungsverhandlung; er sagte mir aber, daß ich finanziell so gut wie keinen Vorteil gehabt hätte. Ich habe das Gefühl, daß Richter (Details anzeigen) die Sache nicht sehr tragisch nahm. – Der Minister (Details anzeigen) war nicht da. – Dann etwas Wichtiges, das ich dich bitte, gleich an Schulz (Details anzeigen) zu geben. Wir kriegen Jansen (Details anzeigen), wenn Richter (Details anzeigen) weiß, daß er kommen will. Richter (Details anzeigen) bittet nun, daß wir ihm darüber Gewißheit verschaffen. Das ist sehr eilig.4|

Im Übrigen ist Halle (Details anzeigen) wirklich ein furchtbares Nest, viel häßlicher als ich es in Erinnerung hatte. – –

Ich werde nun noch morgen mit den Freunden reden und dann von hier aus abschreiben. Also zieh in Ruhe um und sei vorsichtig mit dem Auto. In mir bewegt sich immer noch die große Entscheidung. Das Meer ist noch nicht zur Ruhe, trotzdem der Sturm vorbei ist.


Fußnoten, Anmerkungen

1Die grobe Datierung des vorliegenden und im Original undatierten Briefes ergibt sich aus seinem Inhalt: Paul Tillich (Details anzeigen) erhielt am 5. März 1931 einen Ruf (Details anzeigen) nach Halle (Details anzeigen) mit der Bitte, sich am Freitag, dem 13. März 1931, zu einem entsprechenden Gespräch bei Ministerialrat Werner Richter (Details anzeigen) in Berlin einzufinden. Tillich lehnte den Ruf ab, vorliegender Brief wurde kurz nach dem Gespräch verfasst. Auch Tillichs aus Berlin abgeschickte Postkarte (Details anzeigen) an seine Frau vom 15. März 1931 steht in Zusammenhang mit vorliegendem Schreiben und ist vermutlich kurz danach verfasst worden. Die Tillichs zogen etwa zur selben Zeit innherhalb Frankfurt am Main (Details anzeigen) um, von der Feldbergstraße 7 in die Vogelstraße 11. Auch dies kommt im vorliegenden Brief zur Sprache.
2Dieses Telegramm liegt nicht vor.
3Gegen Ende 1932 konkretisierten sich Tillichs Hoffnungen auf eine Rückkehr nach Berlin (auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie in der Nachfolge des emeritierten Arthur Titius (Details anzeigen)). Die Berufung kam jedoch letztlich nicht zustande.
4Hans Jantzen (Details anzeigen) kam schließlich zum Wintersemester 1931/1932 nach Frankfurt am Main (Details anzeigen).

Register

aTillich, Hannah
bTillich, Paul
cBrief vom Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an Paul Tillich vom 24. März 1931
dHalle (Saale)
eRichter, Werner
fPostkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 15. März 1931 [PS]
gFrankfurt am Main
hHalle (Saale)
iRichter, Werner
jBerlin
kBerlin
lTitius, Arthur
mRichter, Werner
nGrimme, Adolf
oSchultz, Franz
pJantzen, Hans
qRichter, Werner
rRichter, Werner
sJantzen, Hans
tFrankfurt am Main
uHalle (Saale)
vTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/3(6)
Typ

Brief, eigenhändig.

Postweg
unbekannt - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 5. März 1931 [PS]
nächster Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 15. März 1931 [PS]

Entitäten

Personen

Orte

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 13. März 1931 oder kurz danach, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01390.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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