Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. aus der zweiten Aprilwoche 1933

Zum TEI/XML DokumentAls PDF herunterladen

Der editierte Text

|
Liebste süße a!1

Gestern Abend habe ich Dich von Peters2 Wohnung aus angerufen; Du aber warst in der Oper. Schade; denn ich hätte so gern Deine Stimme gehört, wenn wir auch nicht hätten reden können. Erst heute bei nochmaligem Durchlesen der Briefe3 bemerkte ich, daß Du Mittwoch Abend auf mich gewartet hast. Schade, daß ich das in all dem Wust von Nachrichten nicht aufgefaßt hatte.

Heute früh rief Robert4 an. Er hatte in allen drei Punkten genau meine Auffassung: 1. Nicht freiwillig weichen 2. Zum Referenten aufs Ministerium gehen. 3. In Sachen Partei ("Kantgesellschaft")5 elastisch sein. – Auf der Rückfahrt soll ich bei ihm sein.

Die Frankfurter Sache6 ist mir immer noch dunkel. Ich habe keinen Brief an den e geschrieben, habe keinerlei Anlaß dazu. Ebensowenig habe ich von ihm einen bekommen. Ich weiß also gar nichts. Sollte etwas von ihm kommen, so werde ich klar, entschieden und in konziliantester Form ablehnend antworten. Vorher aber hätte ich sehr gern einen klaren Bericht von| f selbst, betreffend 1) dem Anlaß zur Senatssitzung 2) die Art der Forderung 3) die Art wie g reagiert hat. Kann das nicht ganz schnell geschehen?

Daß h kommt, wälzt mir einen Stein vom Herzen. Ich war mehr erschüttert durch diese Nachricht als durch alles andere. Aber vielleicht war es gut, daß er mit allerhand Leuten gesprochen hat und wir nun wissen, woran wir sind. Ich hätte auch von ihm sehr gern einen Brief.

Was bedeutet die Idee, daß ich an eine andere Universität soll? Ich halte das für unsinnig, wenn es nicht draußen ist.

Gestern mehrere Stunden mit Studentin, die mich damals mit Minister Gö...7 bekannt machen wollte. Höchst interessant. Die ganze Gruppe sehr unglücklich wegen Nicht-Sozialismus. Hoffen, daß er bald kommt. Sie wird sich meinetwegen an Gö... wenden, war äußerst erschreckt als ich von j erzählte. Die guten Elemente erstarken immer mehr.

Auf der Fahrt zum Bahnhof, um k und l abzuholen. Dann Sitzung.

Leb wohl, liebste süße m!
Dein n

Fußnoten, Anmerkungen

1Der Brief ist im Original undatiert. Die ungefähre Datierung ergibt sich aus Inhalt und Kontext. Ihm folgt b, der aufgrund seines Inhalts in die zweite Aprilwoche 1933 datiert werden kann.
2Meint vermutlich c.
3Diese Schreiben liegen nicht vor.
4Vermutlich ist d gemeint.
5Die in diesem Brief erwähnte "Kant-Gesellschaft" steht hier nicht für die gleichnamige wissenschaftliche Gesellschaft, sondern diente als Chiffre für die SPD. Diese Tarnbezeichnung wurde vermutlich aus Vorsicht bzw. aus politischen Gründen verwendet.
6Nicht ermittelt.
7Es dürfte i gemeint sein.

Register

aTillich, Hannah
bBrief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. aus der zweiten Aprilwoche 1933
cHeimann, Eduard
dUlich, Robert
eLommatzsch, Erhard
fMannheim, Karl
gMannheim, Karl
hLöwe, Adolf
iGoebbels, Joseph
jFrankfurt am Main
kSchmidt, Karl Ludwig
lMennicke, Carl August
mTillich, Hannah
nTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/3(6)
Typ

Brief, eigenhändig.

Postweg
Berlin - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Undatierter Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vermutlich aus dem Jahr 1925
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. aus der zweiten Aprilwoche 1933

Entitäten

Personen

Orte

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. aus der zweiten Aprilwoche 1933, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01387.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

{{Internetquelle |url=https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01387.html |titel=Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. aus der zweiten Aprilwoche 1933 |werk=Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition. |hrsg=Christian Danz, Friedrich Wilhelm Graf |sprache=de | datum= |abruf=???? }}
L01387.pdf