Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich, vermutlich vom 4. August 1933

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Der editierte Text

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Liebste Hannah (Details anzeigen)!

Also: Erdmuthe (Details anzeigen) kommt morgen, Sonnabend früh um 7 hier an.2 Ich dachte erst, es wäre besser, sie einen Tag ausruhen zu lassen; aber sowohl Margot (Details anzeigen), mit der ich telephoniert habe, als auch Elisabeth (Details anzeigen) haben beschlossen, daß es wichtiger ist, gleich weiter zu fahren und ihr auf dem Schiff eine Schlafkabine zu nehmen. Elisabeth (Details anzeigen) wußte von ihrer Fahrt, daß das möglich ist. Das ist besser als das Hin- und Her in Berlin (Details anzeigen). Also morgen, Sonnabend Abend 7 Uhr 45 am Bollwerk.3 Ich bin ganz voll von Unge| duld nach ihr.

Vor Euch (Details anzeigen) (Details anzeigen)4 dagegen habe ich nach Euren Briefen5 etwas Angst. Ich habe das Gefühl, daß meine Briefe (Details anzeigen) (Details anzeigen) es in keiner Weise vermocht haben deutlich zu machen, wie die Dinge liegen, auch mein zweiter (Details anzeigen) nicht.

1) Von einer Überredung durch die Küssel-Leute (Details anzeigen) (Details anzeigen) (Details anzeigen) (Details anzeigen) ist schon deswegen keine Rede, weil sie dagegen waren, daß ich zu G. (Details anzeigen) ging und dagegen, daß ich den Urlaub einreiche. Nur darum drehte sich die Unterhaltung mit ihnen. Denn daß ich ohne Entscheidung nicht wegfahre, das war mir so selbstverständlich, daß wir darüber gar nicht gesprochen haben. Ich habe in bewußtem Gegensatz zu ihnen gehandelt.

2) Der Begriff „Revol..“ scheint Dir wirk| lich etwas dunkel zu sein. Keiner, der unter ihn fällt, ist je in der Welt |:weg:|gegangen, ehe er mußte. Gestern Abend war unser Kreis bei mir, darunter einige, auf die der Begriff 100%ig zutrifft. Sie waren alle ausnahmslos genau für meine Verfahren; und jeder brachte einen neuen Grund dazu. Vor allem auch um deswillen, was anders werden soll. Die draußen werden überhaupt nicht gewürdigt. Vom Standpunkt der Revol dürfte ich nicht raus und wenn ich hier verhungerte.

3) Für meinen Geist brauchst Du nicht zu fürchten. Er hat sich noch nicht halten lassen und wird sich nie halten lassen, wenn er angegriffen ist. Politisches Handeln aber ist draußen überhaupt unmöglich. Dies ist die| einzige Bedingung, die in Emils (Details anzeigen) Sache gestellt wird. Dort kann ich nur Professor sein.

Lies meinen zweiten Brief (Details anzeigen) genau; er enthält alles, was Du vernünftiger Weise fordern kannst. Und es gab in ganz Berlin (Details anzeigen) niemanden einschließlich die wildesten Leute, die auch nur einen Augenblick anderer Meinung waren.

Alles andere mündlich! Auf Wiedersehen!

Anbei mein Brief6 an Lederer (Details anzeigen) ins Unreine und eine Anfrage von Lilly (Details anzeigen) an Carolus (Details anzeigen).

Ich liebe Dich!

Dein

Paul (Details anzeigen)


Fußnoten, Anmerkungen

1Mit rotem Kugelschreiber von fremder Hand. Vermutlich eine wesentlich spätere Hinzufügung. Der Brief ist ürsprünglich mit keinem Datum versehen. Die hier vorgenommene Datierung auf den 4. August 1933 ergibt sich aus dem Kontext. Er wurde an einem Freitag und aller Wahrscheinlichkeit nach in zeitlicher Nähe zu den Briefen Paul Tillichs (Details anzeigen) an Hannah Tillich (Details anzeigen) von Ende Juli bzw. Anfang August 1933 verfasst. Eine letzte Unsicherheit die Datierung betreffend stellt hingegen die Wiedervereinigung Tillichs (Details anzeigen) mit seiner Tochter Erdmuthe (Details anzeigen) dar, die sich zeitlich nicht mit der Erinnerung Margot Hahls (Details anzeigen) deckt (vgl. die entsprechende Anmerkung).
2Erdmuthe Tillich hatte einige Monate bei einer Freundin der Familie, Margot Müller (Details anzeigen) (bzw. Margot Hahl), in Saarbrücken (Details anzeigen) verbracht. Die Wiedervereinigung Tillichs mit seiner Tochter in Berlin fand in der Erinnerung Hahls erst in der dritten Oktoberwoche 1933 statt. Dies steht in Widerspruch zu der hier angenommenen Datierung des vorliegenden Briefes (vgl. zu Hahl Graf, Tillich im Exil, 25 (Details anzeigen)).
3Meint vermuttlich das Baaber Bollwerk in Sellin (Details anzeigen) bzw. Baaber Hafen auf Rügen (Details anzeigen).
4Es ist nicht ganz sicher, welche Personen hier genau gemeint sind. Neben Hannah Tillich (Details anzeigen) sicherlich auch Carl Mennicke (Details anzeigen), der sich ebenfalls auf Rügen aufhielt.
5Liegen nicht vor.
6Liegt nicht vor.

Register

aRügen
bTillich, Paul
cTillich, Hannah
dTillich, Paul
eFarris, Erdmuthe
fFechner, Gustav Theodor
gTillich, Hannah
hFarris, Erdmuthe
iHahl, Margot
jSaarbrücken
kGraf, Paul Tillich im Exil, 2017
lHahl, Margot
mSeeberger, Elisabeth
nSeeberger, Elisabeth
oBerlin
pSellin
qRügen
rMennicke, Carl August
sTillich, Hannah
tTillich, Hannah
uMennicke, Carl August
vBrief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 1. oder 2. August 1933
wBrief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 1. oder 2. August 1933
xBrief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 1. oder 2. August 1933
yPincus, Lily
zPincus, Fritz
aaLöwenfeld, Claire
abLöwenfeld, Günther
acGerullis, Georg
adLederer, Emil
aeBrief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 1. oder 2. August 1933
afBerlin
agLederer, Emil
ahPincus, Lily
aiMennicke, Carl August
ajTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/3(3)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
unbekannt - Sassnitz (Rügen)
voriger Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich und (verm.) Claire Löwenfeld an Hannah Tillich vom 3. August 1933 [PS]
nächster Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 16. Oktober 1933 [PS]

Entitäten

Personen

Orte

Literatur

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich, vermutlich vom 4. August 1933, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01270.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

{{Internetquelle |url=https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01270.html |titel=Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich, vermutlich vom 4. August 1933 |werk=Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition. |hrsg=Christian Danz, Friedrich Wilhelm Graf |sprache=de | datum=04.08.1933 |abruf=???? }}
L01270.pdf