Brief von Wilhelm Ruprecht an Paul Tillich vom 26. Oktober 1920

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Der editierte Text

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Sehr geehrter Herr a!

Ihr b vom 7. [sic!] Oktober war uns eine Freude, da Sie die an dem Plan geübte freimütige Kritik gut aufgenommen und unbefangen verwertet haben. Wir können das Gerüst nunmehr wohl annehmen, allerdings unter dem Vorbehalt, daß zunächst einmal die wichtigeren Themata in Angriff genommen werden und Streichungen, bezw. Ergänzungen vorbehalten bleiben.

Anbei übersenden wir Ihnen zunächst die gewünschten zwei Abzüge des neuen Planes. Wie Sie sich denken können, haben wir zunächst diesen noch einmal an Herrn Lic. c geschickt und ihm auch im Uebrigen Ihren Brief mitgeteilt. Er scheint nun im wesentlichen einverstanden zu sein und hat uns nur noch verhältnismäßig wenig zur Sache geschrieben.

Zu den Themen bemerkt er: 24 würde er für eine erschöpfende Behandlung der Geschichts-Philosophie nicht halten können. Vielleicht müsse man 32 ins Geschichts-Philosophische erweitern. Wenn Thema 35 als Behandlung der formalethischen Fragen (was ist das Sittliche?, im Gegensatz zu: Was ist sittlich? Thema 36) gedacht sei, so vermisse er in den Stichworten „Pflicht, Tugend und Güter-Ethik“: Natur und Sittlichkeit (als formales Problem des Thema 37). Sodann äußert er sich über die heranzuziehenden Mitarbeiter, wobei er Ihnen aber von vornherein die größere Personenkenntnis zuschreibt.

Unbedingt billigt er die Wahl von d, aber lieber zum Thema Zeit als Raum. Ob er freilich zu gewinnen sein wird? Vielleicht, |:meinte,:| wenn man ihm die Themata 2 und 3 in einem (oder einem Doppel-)Hefte behandeln ließe. |:Ferner:| 16: f; 17: g (bezw. Schüler); 19: h; 24: i; 26: j; 28: k; 31: l; 38: m; 39: n; 40: o; 41: p; 43: q; 44: r.

s halte er nur geeignet für die Rechtsphilosophie, aber keinenfalls für Staat und Kirche, da er Bedenken trage, einem Sozialisten und jenseits des Christentums Stehenden letzteres anzuvertrauen, möge er auch sonst wissenschaftlich noch so bedeutend und angesehen sein.

t würde er für 33 vorziehen; 32 möchte er selber nicht übernehmen, da das Thema vielen Ausführungen in seinem soeben erscheinenden Buche „u“ parallel laufe und er sich dort wiederholen würde. v sei aber gut für 32 und ist, da mit uns befreundet, auch wohl zu gewinnen. Sonst käme dafür noch w in Betracht, der vielleicht aber noch für ein anderes Thema besser passe.

x für 36 sei trotz mancher Bedenken gut, und dieses Thema sollte, wenn irgend möglich, sehr bald herausgebracht werden.

y würde für die Themata 31 und 43 sehr gut passen, namentlich wenn er für 43 einen populären Auszug aus der Systematik der Sozial-Lehren gäbe. Aber wird er bei seiner Art, schwer zu schreiben, ein Heft liefern, zu dem nicht etwa wieder „ein Weg“ geschrieben werden müßte? Deshalb ist es uns lieb, daß z für 31 noch den Direktor der Volkshochschule in aa, ab, nennt, der sicher einen wirklichen Weg in diese Probleme zustande brächte. Vielleicht muß man übrigens, wenn man derartige Größen |:(:|ac, ad usw.|:):| auffordert, auch mit in den Kauf nehmen, daß sie im Anschluß an den Plan vielleicht irgend etwas Anderes bearbeiten wollen. Berühmte Namen sind natürlich eine erwünschte Zierde einer Sammlung. Aber der Hauptzweck, für Anfänger etwas zu liefern, darf doch nie aus den Augen verloren werden.

Daß Sie Wert darauf legen, Ihr System aufrecht zu erhalten, ist sicherlich gut und berechtigt, und wir sind damit einverstanden, daß es ohne die Angabe des Inhaltes, bezw. der Problemgebiete mindestens in den nächsten Heften zum Abdruck kommt. Für die Mitarbeiterwerbung würden wir Ihnen 100 Abzüge des Systems mit dem Inhalt oder Problem-Gebiet herstellen, den Inhalt am besten wohl fortlaufend gesetzt mit Gedankenstrichen dazwischen. Nummerierung also nach unserm Vorschlag.

Nun zu den geschäftlichen Fragen. Die Aufgabe des Herausgebers hatte ja zunächst Herr Lic. ae, und es ist das Einfachste, daß wir Ihnen anbei Abschrift des mit ihm seinerzeit abgeschlossenen Vertrages schicken. Wenn wir jetzt mit einem ganzen System hervortreten, wird es doch wohl das Beste sein, daß wir Ihren Namen als Herausgeber in der Ueberschrift jeden Hefttitels nennen.

Das Honorar af war seiner Mitwirkung und Einwirkung entsprechend nur gering und muß wesentlich erhöht werden, wie auch das Honorar der Mitarbeiter. Allerdings stehen dem gerade gegenwärtig auch wieder erhebliche Schwierigkeiten entgegen, da die Hefte infolge der unvernünftig gesteigerten Druck-, Papier und Buchbinderkosten schon sehr teuer werden müssen. Vielleicht müssen wir daher, obwohl es auch wieder seine Bedenken hat, die Auflagen von 2000 auf 2500 erhöhen.

Wir würden ein Redaktions-Honorar von 150 M. für die erste Auflage, von 100 M. für jede folgende jedes Heftes vorschlagen, und wären selbstverständlich, wenn Ihnen sehr daran gelegen ist, bald eine Einnahme zu erzielen, auch bereit, einige Vorschüsse auf die naturgemäß erst allmählich kommenden Beiträge zu zahlen, sobald |:über:| eine Anzahl von Beiträgen mit nicht zu langen Fristen abgeschlossen ist.

Das Verfasser-Honorar für die einzelnen Hefte würden wir von 320 M. auf 600 M. zu erhöhen vorschlagen, den Umfang der Hefte aber gern auf sechs bis sieben Bogen normieren, dafür aber den Satz wie bei der ag von ah etwas kompresser nehmen, sodaß die Umfangsgrenze tatsächlich nicht herabgedrückt würde. Der kompressere Satz liest sich in diesem kleinen Format sehr gut.

Den bisher üblichen Mitarbeiter-Vertrag finden Sie anbei. Die Konkurrenzklausel des §6 müßte aber wohl anders gefaßt werden, da sie nach Aufstellung Ihres Systems in dieser Fassung wohl kaum nötig wäre.

Haben Sie die Freundlichkeit, sich zu diesen Vorschlägen zu äußern. Sehr schön wäre es, wenn Sie dann recht bald das 22. Heft als ein Spezimen herausgeben könnten.

In der Hoffnung, daß wir nun bald zu einem förderlichen Abschluß kommen, begrüßen wir Sie hochachtungsvoll und ergebenst

Fußnoten, Anmerkungen

Register

aTillich, Paul
bBrief von Paul Tillich an Verlag Vandenhoeck und Ruprecht vom 17. Oktober 1920
cHirsch, Emanuel
dSpengler, Oswald
eHirsch, Emanuel
fHusserl, Edmund
gRickert, Heinrich
hLiebert, Arthur
iMehlis, Georg (Prof.)
jHusserl, Edmund
kNohl, Herman
lTroeltsch, Ernst
mSpranger, Eduard
nTillich, Paul
oHeiler, Friedrich
pHeim, Karl
qTroeltsch, Ernst
rFoerster, Erich
sRadbruch, Gustav
tPlenge, Johann Max Emanuel
uHirsch, Deutschlands Schicksal. Staat, Volk und Menschheit im Lichte einer ethische..., 1920
vAlthaus, Paul
wWundt, Max
xMedicus, Fritz
yTroeltsch, Ernst
zHirsch, Emanuel
aaKaliningrad (Königsberg)
abWitte, Hermann
acTroeltsch, Ernst
adHusserl, Edmund
aeSteinmann, Theophil
afSteinmann, Theophil
agKinkel, Idealismus und Realismus. Eine Einführung in ihr Wesen und in ihre kulturge..., 1920
ahKinkel, Walter

Überlieferung

Signatur
Deutschland, Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Staatsbibliothek zu Berlin, Archiv des Verlages Vandenhoeck und Ruprecht
Typ

Briefdurchschlag, maschinenschriftlich

Postweg
unbekannt - Berlin-Friedenau
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nächster Brief in der Korrespondenz
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Entitäten

Personen

Orte

Literatur

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Wilhelm Ruprecht an Paul Tillich vom 26. Oktober 1920, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00689.html, Zugriff am ????.

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