Brief von Paul Tillich an Verlag Vandenhoeck und Ruprecht vom 3. November 1920

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Der editierte Text

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Ihren a vom 26. Okt. mit den beiden Kontrakten habe ich erhalten und durchgesehen. Grundsätzlich bin ich mit Ihren Vorschlägen einverstanden und möchte im Einzelnen noch Folgendes bemerken:

Zu Ihrem Brief: Wenn b Thema 24 nicht für ausreichend für die Geschichtsphilosophie hält und Thema 32 heranziehen will, so liegt das an einem doppelten Begriff von Geschichtsphilosophie, einem formal-methodologischen und einem inhaltlich-konstruktiven. Für den ersten wäre Thema 24 erschöpfend und auch der einzig mögliche Rahmen; für den zweiten wäre Thema 32 in der Tat ein geeigneter Rahmen; ich würde dann vorschlagen, als Untertitel hinzuzufügen: "Grundlagen einer Philosophie der Menschheitsgeschichte" und in der Angabe der Problemgebiete statt "Die Idee des ewigen Friedens" die "Idee des Vernunftreiches" sagen und statt "Die Idee der Souveränität" "Das Problem der Weltgeschichte" und statt "Der ethische und religiöse Pacifismus" "Die Grundtypen der Geschichtsdeutung"[.] Dafür wäre in Thema 24 statt "Die Grundlagen der Geschichtsphilosophie" zu sagen: "Das Problem der Geschichte". – Thema 35 ist anscheinend verdruckt. Es soll heißen "Das sittliche Bewußtsein, Einführung in die Grundlagen der praktischen Philosophie". Gegen eine Hinzufügung der Stichworte "Güter- Pflicht- und Tugendlehre" als Letztes zu Thema 35 habe ich nichts einzuwenden. – Wegen der Mitarbeiter bin ich im Allgemeinen ja mit c einer Meinung; auch ich hätte Bedenken, d Thema 44 zu geben. Alles Übrige wird ja die Einzelverhandlung mit den Verfassern ergeben. – Falls Sie die 100 Abzüge fertig stellen, bitte ich Sie, die Namen der Verfasser nicht zu verwerten, da dieses in den Verhandlungen mit den einzelnen stören würde; dagegen bitte ich, die eben genannten Verbesserungen anzubringen. – –

Das1 mein Name als Herausgeber genannt wird, halte ich bei der neuen Grundlage systematischer Art auch für unumgänglich notwendig.

Was das Redaktionshonorar betrifft, so möchte ich eine Erhöhung auf 200 resp. 150 M vorschlagen; ich werde dazu vor allem durch die Klausel des Vertrages veranlaßt, daß ich eine Korrektur jedes Heftes zu lesen2 habe. Da ich schon das Konzept sorgfältig lesen muß, so ist das eine Belastung der Arbeitszeit, die nur durch Verzicht auf andere Arbeiten möglich ist; hinzu kommen die hohen Kosten für Porto und Papier. Ich bitte Sie darum, wenn irgend möglich mir an diesem Punkte entgegen zu kommen. – Was das Verfasser-Honorar betrifft, so würde ich persönlich mit dem Entgelt einverstanden sein; es ist mir aber sehr fraglich, ob wir bekannte Namen dafür bekommen. Ich möchte keinen bestimmten Vorschlag machen, bitte Sie aber, das in Erwägung zu ziehen.3

Zu dem Herausgeber-Vertrag. Der Passus des §5 über den Titel Namen des Herausgebers müßte im Sinne obiger Ausführungen geändert werden. Bei der Konkurrenzklausel scheinen mir 5 Jahre etwas lange, da es nicht ganz klar ist, ob ein Unter.Unternehmen diese Eigenart hat; doch hatten Sie ja selbst die Absicht, diese Klausel zu ändern.

Zum Verfasser-Vertrag: Die Festlegung eines Preises für alle folgenden Auflagen scheint mir bei der Inflationserscheinung, unter der wir stehen, nicht möglich zu sein, weder für den Verlag noch für den Verfasser; geht die Geldentwertung weiter, so kann es kommen, daß jemand für eine Tasse Kaffee eine Neuauflage besorgen muß, geht sie zurück, so muß der Verlag unverhältnismäßig hoch zahlen; nach meiner Meinung müßte eine entsprechende Klausel in den Vertrag aufgenommen werden.

§6 ist in dieser Form unmöglich, da es durchaus möglich ist, daß man ein Thema, daß [sic!] man hier in gemeinverständlicher Weise bearbeitet hat, außerdem rein wissenschaftlich und ausführlich bearbeiten will; es kann höchstens verlangt werden [,] daß er es dem Verlage erst anbietet, aber eine völlige Unterbindung der wissenschaftlichen Produktion in der gleichen Richtung halte ich nicht für möglich.

Unter Berücksichtigung dieser Bedenken bin ich zur Übernahme der Redaktion der "Wege" bereit und bitte Sie um definitive Rückäußerung, damit ich dann an das Thema 22 mit Energie gehen kann.

Ich dachte es mir dann so, daß ich in dem Vorwort zu meinem Heft eine Darlegung der Idee des Ganzen und der neuen Grundlage, auf der sie steht, gebe.

Ergebenst
Dr. h.

Fußnoten, Anmerkungen

1Von e handschriftlich korrigiert zu "Daß".
2f fügt interlinear ein: "NB".
3Dahinter notiert g: "Für diese mehr anbieten? Dann ist aber ein Formular für alle nicht möglich."

Register

aBrief von Wilhelm Ruprecht an Paul Tillich vom 26. Oktober 1920
bHirsch, Emanuel
cHirsch, Emanuel
dRadbruch, Gustav
eRuprecht, Wilhelm
fRuprecht, Wilhelm
gRuprecht, Wilhelm
hTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
Deutschland, Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Staatsbibliothek zu Berlin, Archiv des Verlages Vandenhoeck und Ruprecht
Typ

Brief, eigenhändig; Unterstreichungen des Empfängers

Postweg
Berlin-Friedenau - Göttingen
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Verlag Vandenhoeck und Ruprecht vom 17. Oktober 1920
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Verlag Vandenhoeck und Ruprecht vom 13. Dezember 1920

Entitäten

Personen

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Verlag Vandenhoeck und Ruprecht vom 3. November 1920, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00692.html, Zugriff am ????.

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