Steinmann, Theophil

Kurzbiographie
Theophil Steinmann (geb. am 8. Juni 1869 in Jöör auf Oesel, Rußland, gest. am 23. August 1950 in Gudo, Tessin) war ein Theologe und Prediger der Herrnhuter Brüdergemeine. Nach dem Studium der Theologie und Philosophie am Theologischen Seminar der Brüderunität in Gnadenfeld unterrichtete er seit 1891 als Lehrer in der Knabenanstalt Niesky, wechselte aber schon im folgenden Jahr ans dortige Pädagogium. Nach einem Studienaufenthalt an der Universität Gießen 1894/1895 lehrte er als Dozent für die philosophischen Fächer am Theologischen Seminar in Gnadenfeld. 1897 erfolgte die Ordination zum Diaconus, also für das Predigtamt der Brüderunität. Auf harte Angri_e konservativer pietistischer Kreise, die Steinmann eine liberalprotestantisch inspi rierte Preisgabe der Glaubenssubstanz und allzugroße Sympathien für eine konsequent historisch verfahrende Religionswissenschaft vorwarfen, reagierte der Sohn eines Herrnhuter Predigers und „Diasporaarbeiters“ mit intensiver wissenschaftlicher Publikationstätigkeit. 1904 in Gießen zum Lic. theol. promoviert, verlieh ihm die Theologische Fakultät der Reichsuniversität Straßburg in Würdigung seines theologischenOEuvres 1912 den Grad eines D. theologiae. 1920 wechselte er auf die Dozentur für Systematische Theologie am inzwischen nach Herrnhut übergesiedelten Seminar; danach wurde er wegen massiver theologischer Konflikte zeitweilig von der Austeilung des Abendmahles ausgeschlossen. Ein Versuch, auf eine Professur in der Theologischen Fakultät der Universität Zürich überzugehen, scheiterte. Obgleich 1934 in Herrnhut emeritiert, blieb Steinmann am dortigen Seminar noch bis zu dessen erzwungener Schließung 1940 als Dozent aktiv. 1940 übernahm er das Predigtamt der Brüderunität in Neudietendorf bei Erfurt und zugleich das Pfarramt der dortigen landeskirchlichen Gemeinde. 1946 übersiedelte er in die Schweiz, wo er als Prediger der Brüdersozietät in Menziken (Aargau) wirkte. Steinmann war seit 1901 Mitarbeiter und seit 1920 Mitherausgeber der Zeitschrift für Theologie und Kirche. Als wichtigste Publikation gilt die Programmschrift: Theophil Steinmann, Der religiöse Unsterblichkeitsglaube. Eine religionsvergleichende Studie, Berichte des theologischen Seminars, Heft 8. Leipzig: Friedrich Jans, 1908. Sie erschien um einen zweiten, kulturphilosophischen Hauptteil von 90 Druckseiten erweitert 1912 in neuer Auflage: Theophil Steinmann, Der religiöse Unsterblichkeitsglaube. Sein Wesen und seine Wahrheit, religionsvergleichend und kulturphilosophisch untersucht. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1912. Zuweiteren Details seiner Lebensgeschichte und seiner theologischen Position siehe den ausgezeichneten Artikel von Matthias Wolfes, „Steinmann, Theophil August.“ Biographisch- Bibliographisches Kirchenlexikon, Band X. Hamm: Verlag Traugott Bautz, 1995, 1317–1329.
Normdaten
https://d-nb.info/gnd/117259373

Erwähnungen