Der editierte Text

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|:Montag zw. 6–7
Dienstag vormittag
Dienstag früh
Donnerstag 9. u. 10:|1
Liebste b!2

Gestern und heute viel geredet und gehört. Situation in höchster Zuspitzung. Spannungen äußerst scharf. Von uns aus gar nichts zu tun möglich. – e zum Essen hier bei f; er ist sehr zerbrochen, ganz monomanisch in seinen Gedanken, kann nicht zuhören. – g ebenfalls zerbrochen, wohnt in nobler Pension Unter den Linden, wird auf Anraten von mir im nächsten Semester nicht lesen; war rührend und wie erlöst, daß ich bei ihm war, lebt in Schaum-Phantasien für sich und seine Leute, will aber auf keinen Fall heraus, fühlt sich ganz an h gebunden. Alle seine Freunde sind draußen. – i ist lebendig wie immer, berichtet viel Interessantes. Er geht auf keinen Fall heraus. Ich bin jetzt noch froher als vorher, daß wir nicht gereist sind. – Über Universitätsdinge ist nichts zu erfahren. Sie wissen es offenbar selbst noch nicht. Die Juden wird es auf alle Fälle irgendwie treffen. – Freitag Nachmittag wichtige Sitzung. Ich hoffe, daß auch j kommt,| der noch ganz in Illusionen schwebt. Sollte k kommen, so soll er sich so einrichten, daß er spätestens Freitag um 5 hier ankommt und gleich bei mir anruft. Bitte teile ihm das mit: Und er soll mir unbedingt ein paar Worte schreiben. Ich muß wieder Verbindung mit ihm kriegen. Über die Schneeverhältnisse in den Alpenpässen ziehe ich Erkundigungen ein.

Falls Du jetzt nach l gehst, müßte ich zurück. Denn mit einem Bein (Deinem Bein) muß ich in m sein. Die Fahrt nach n ängstigt mich natürlich (Auto als Symbol für andere Angst??). – Hat sich mal wieder ein freundlicher Kritiker mit mir oder anderen Leuten öffentlich beschäftigt. Wenn ja, schick mir das Käse-Papier! – o lädt mich und p nach q in sein Haus. Soll ich nächste Woche fahren? – Schick mir gleich aus meiner Briefmappe den Zettel für die Ankündigungen und das Vorlesungsverzeichnis!! – Was ist mit dem r los??

Schreibe täglich!!
Dein s.

|:Viele sehr herzliche Grüsse
Ihr {bD}:|3


Fußnoten, Anmerkungen

1Rechts oben am Briefkopf, von fremder (verm. a) Hand.
2Dieser undatierte Brief lässt sich grob auf die erste Aprilwoche 1933 datieren. Er steht inhaltlich im Zusammenhang mit weiteren undatierten Briefen c an seine d vom April 1933.
3Links oben auf dem Kopf stehend, von fremder Hand.

Register

aTillich, Hannah
bTillich, Hannah
cTillich, Paul
dTillich, Hannah
eHeimann, Eduard
fSeeberger, Elisabeth
gAdorno, Theodor W.
hDeutschland
iStaudinger, Hans
jMennicke, Carl August
kLöwe, Adolf
lLindau
mFrankfurt am Main
nMannheim
oSeeberg, Erich
pSchmidt, Karl Ludwig
qAhrenshoop
rGerloff, Wilhelm
sTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/3(6)
Typ

Brief, eigenhändig.

Postweg
Berlin - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. vom 10. April 1933
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. April 1933

Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. April 1933, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01392.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L01392.pdf