Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. vom 10. April 1933

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Der editierte Text

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Montag1
Liebste a!

Heute drei Briefe von Dir.2 Ich danke Dir sehr! Machs weiter so, das ist für alle hiesigen Entscheidungen maßgebend. Ist es wahr, daß das Semester erst am 1. Mai beginnen soll?3 b sagte, er hätte es in der Frankfurter Zeitung gelesen. Bitte schreibe gleich; erkundige Dich unter Umständen im Sekretariat. Auch davon hängt ja allerhand ab. Anbei die Quittungen. Sage doch der c, sie solle alles, was in die Universität kommt, direkt hierher schicken. Wechsle Du mal mit der Adresse ab und schreibe an d ohne Hinzufügung von fe. –

Gestern rief g aus h an. Am Abend war er hier; und zwar mit i. Ich mußte vom Essen aufstehen und ins Excelsior4 sausen. Er wollte noch vor Beginn der Sperre abfahren. Auf meinen Rat hin ist er geblieben, aber vorläufig in j. Er kommt heut Mittag zu k. Inzwischen will l die Vermerke für einen Besuch holländischer Freunde in m besorgen.| Gelingt das, so könntest du Ähnliches machen. Ich schreibe dann[.] n ist schon seit Wochen nicht mehr in der Kant-Gesellschaft.5 Die Vorstände habe ihn und die übrigen Beamten von sich aus gestrichen. Vielleicht ist es bei uns auch schon so. Jedenfalls ist dies das einzig Richtige. Sonst niemand Wichtiges gesprochen. o erst morgen da.

Auf dem Küssel6 war es nicht sehr ermunternd. Beide ut sind wie alle Berliner Anwälte dieser 'Art' von Ausschluß aus den Gerichten bedroht.7 Damit ist ihre Existenz weitgehend vernichtet. Trotzdem können wir zur Zeit noch dort wohnen. Außerdem ist der Adler8 in ihrem Hause geschutzhaftet worden, nach 2 Tagen wieder frei. Infolgedessen aber Haussuchung und eben "bekannt" geworden. Die inneren Spannungen sind größer denn je. Entscheidender Gegensatz: vw. Auflösung des Ganzen schon besprochen aber noch abgelehnt. – Geh doch regelmäßig zu x. Bis jetzt nichts von y. Morgen mehr! Grüße z!

Euch beiden Liebsten Gruß und Kuß! Euer ({bisher schlafender})
aa.

Fußnoten, Anmerkungen

1Der vorliegende, undatierte Brief steht im inhaltlichen Zusammenhang mit anderen undatierten Schreiben Tillichs an seine Frau, die allesamt auf April 1933 datiert werden können. Der größere Kontext jener Schreiben, verbunden mit der hier vorgenommenen Wochentagsangabe, lässt eine vermutliche Datierung auf den 10. April 1933 zu.
2Liegen nicht vor.
3Laut Vorlesungsverzeichnis der Universität Frankfurt für das Sommersemester 1933 sollte das Semester am Montag, 1. Mai 1933, beginnen; dies wurde nachträglich jedoch auf den 2. Mai 1933 verschoben.
4Gemeint ist das Berliner Hotel Excelsior, das gegenüber vom Anhalter Bahnhof in der Königgrätzer Straße 112/113 stand.
5Die in diesem Brief erwähnte "Kant-Gesellschaft" steht hier nicht für die gleichnamige wissenschaftliche Gesellschaft, sondern diente als Chiffre für die SPD. Diese Tarnbezeichnung wurde vermutlich aus Vorsicht bzw. aus politischen Gründen verwendet.
6Gemeint ist das Haus auf dem Küssel in Potsdam, in dem p und q sowie r und s lebten.
7Die Löwenfelds waren Juden.
8Nicht ermittelt.

Register

aTillich, Hannah
bHeimann, Eduard
cSiemsen, Gertrud
dWerner, Marie Luise
eSeeberger, Elisabeth
fSeeberger, Erhard
gHeimann, Eduard
hHamburg-Wandsbeck
iHeimann, Elisabeth
jBerlin
kSeeberger, Elisabeth
lHeimann, Elisabeth
mAmsterdam
nHeimann, Eduard
oWedemeyer, Hans von
pLöwenfeld, Claire
qLöwenfeld, Günther
rPincus, Fritz
sPincus, Lily
tLöwenfeld, Günther
uLöwenfeld, Erwin
vLöwenfeld, Claire
wPincus, Lily
xLöwe, Beatrice
yLöwe, Adolf
zFarris, Erdmuthe
aaTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/3(6)
Typ

Brief, eigenhändig.

Postweg
Berlin - unbekannt
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Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. März 1931
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Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. vom 10. April 1933, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01391.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L01391.pdf