Der editierte Text

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Liebste a!1

Heut Vormittag hatte ich einen Brief an Dich angefangen. Da kam Dein großer Brief,2 den mir b zum Mittagessen mit c, Schreiner3 und e4 in die Stadt mitbrachte. Nun ist wieder alles anders und ich muß von vorn anfangen. Ich habe jeden Tag an Dich geschrieben und immer gesagt, wie viele Briefe von Dir angekommen sind. Ich versuche auch, auf alles zu antworten, so weit ich es verstanden habe; doch lagen manchmal Unklarheiten vor.

Also zunächst zu Deinem Brief: Die Besprechung von f soll ruhig kommen. Sie kann auf keinen Fall etwas schaden. – Was g betrifft, so haben wir uns um h sehr angefreundet. Im Übrigen ist sie so radikal gebunden, wie nur selten jemand. Ihre Briefe5 bezogen sich auf Sorgen meinet- und i wegen. Eine Revanche wäre hier wirklich nicht angebracht gewesen. Aber auch sonst freue ich mich, daß Du nicht in j warst. Denn dieses wäre mir schwer geworden. Als heut| bei der ersten Post kein Brief von Dir da war, war ich ganz traurig und verlassen. Schreib immer, wie ich unbedingt täglich schreibe.

Sobald Du den Brief vom k hast, gehe damit zu Kurt6 und Julia7 und erkundige dich 1) Wer sonst noch etwas bekommen hat. 2) Wie wir gemeinsam reagieren sollen. Läßt sich das nicht feststellen, so muß ich kommen, wenn auch nur für einen Tag, Anfang nächster Woche. Denn es kommt alles darauf an, daß dieses richtig gemacht wird, wenn ich nicht gleich ganz heraus will. Jedenfalls werde ich, wenn ich eine solche Aufforderung habe, sofort nachdem du geschrieben hast, ins Ministerium gehen. Ich habe dann einen dienstlichen Anlaß.

Gestern war ich bei p. Seine Hochschule8 ist für Tage geschlossen. Er hat sein Urlaubsgesuch eingereicht und nimmt einen gleichzeitig eingetroffenen Ruf nach r an. s ist traurig, aber tapfer. Gleichzeitig war t da, ein Jurist| und u-Schüler, dem ich den wv gab und der ihn als Ausdruck seiner Fremdheit gegenüber der Situation empfand. Beide rieten mir zu x, durch y, den Übersetzer meines z. Natürlich ist das nicht so einfach, da die Verständigung so schwierig ist. Doch will ich es versuchen. Ein Jahr aa wäre nicht schlecht. Ich lerne weiter englisch. – Vorgestern war ich mit ab und Frau zusammen. Wir haben ihre Zukunft besprochen, die hoffnungslos ist, da ac Jude ist. Er wird nach ad gehen, zunächst zu ae, dann weiter. – af arbeitet an einem Gesuch für seine Zulassung als Anwalt, worin er alle seine nationalen Heldentaten aufzählen muß. Mich durchläuft es heiß vor Scham bei diesen Dingen. –

Ich kann immer bei ag wohnen und will im Augenblick nicht das Centrum der Entscheidungen verlassen. Zu erwägen wäre, falls ich nicht nach ah muß, ob Du nicht mit einem ai-Auto hierher kommen sollst; doch ist vor Sonnabend nichts zu sagen. Bis jetzt hängt für mich alles von Deinen| Briefen ab. Wie gehts aj? Ich habe die letzten Nächte sehr gut geschlafen. Bei ak kann ich für 2 M täglich unbegrenzt bleiben. Sie ist glücklich und rührend zu mir.

Jetzt muss ich los! Leb wohl, liebe süße al! Morgen mehr! Denk lieb an mich. Du hilfst mir damit zu allem!
Dein am

Fußnoten, Anmerkungen

1Dieser undatierte Brief lässt sich grob auf die erste Aprilwoche 1933 datieren. Er steht inhaltlich im Zusammenhang mit weiteren undatierten Briefen Tillichs an seine Frau vom April 1933.
2Liegt nicht vor.
3Identität unsicher, womöglich d.
4Identität nicht ermittelt.
5Liegen nicht vor.
6Verm. ist l gemeint, evtl. auch m.
7Dürfte n meinen, die Frau o.
8Die Deutsche Hochschule für Politik in q.

Register

aTillich, Hannah
bWerner, Marie Luise
cFritz, Alfred
dSchreiner, Helmuth
eHanau, Elisabeth
fZurhellen-Pfleiderer, Else
gFrey, Emmy
hSchafft, Hermann
iSchafft, Hermann
jMannheim
kLommatzsch, Erhard
lGoldstein, Kurt
mRiezler, Kurt
nMannheim, Julia
oMannheim, Karl
pWolfers, Arnold
qBerlin
rVereinigte Staaten von Amerika
sWolfers, Doris
tBerber, Fritz
uBarth, Karl
vBrief von Karl Barth an Paul Tillich vom 2. April 1933
wBarth, Karl
xNew York City
yNiebuhr, H. Richard
zTillich, The Religious Situation, 1932
aaNew York City
abGoma
acGoma
adVereinigte Staaten von Amerika
ae???, Eva
afLöwenfeld, Günther
agSeeberger, Elisabeth
ahFrankfurt am Main
aiKleyer, Erwin
ajFarris, Erdmuthe
akSeeberger, Elisabeth
alTillich, Hannah
amTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/3(6)
Typ

Brief, eigenhändig.

Postweg
Berlin - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. April 1933
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von April 1921

Entitäten

Personen

Orte

Literatur

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich verm. April 1933, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01393.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L01393.pdf