Lieber Herr Lederer!
Sie wissen, mit welcher Spannung ich Ihre Sache2] verfolgt habe, wie ich in Saßnitz auf Nachrichten gewartet habe und mit welchenSpannung ↓Erwartungen↓ ich hierher gefahren bin. Als ich dann Ihr Exposé las, war ich hingerissen von der
Größe der Idee und der Energie und Großzügigkeit seiner Durchführung. Ich stimme dem
Entwurf, soweit eine Beurteilung von hier möglich ist, in allem Wesentlichen zu und
wäre gern Mitarbeiter.
Ein Punkt aber macht es mir unmöglich, Ihnen in diesem Augenblick eine bindende Zusage
zu geben: der Termin. Und hier möchte ich ganz offen reden: Der Termin ist gestellt
ohne Rücksicht auf diejenigen, auf die doch schließlich |
der Plan aufgebaut ist; wir sollen kommen, weil uns an der alten Stelle unsere Wirksamkeit
genommen ist. Aber wie sollen wir kommen, ehe wir wissen, ob sieuns und wem sie endgültig genommen ist. ↓Wie ist eine Fertigstellung des Planes in personeller Hinsicht möglich, ehe dieser
wichtige Punkt geklärt ist.↓ Die Entscheidung fällt wie ich mit Sicherheit festgestellt ↓habe↓, bis 30. Sept. Sobald sie gefallen ist, könnte eine telegraphische Zusage erfolgen; schon in 14
Tagen könnte man drüben sein; wahrscheinlich fällt sie noch etwas früher, so daß man
rechtzeitig da sein könnte. [Ξ]3] Gibt es denn keinen Weg, Menschen auf die man doch Wert legt, die Mitarbeit zu ermöglichen,
obwohl sie sich erst 4-8 Wochen später entscheiden können – wo es sich dochum eine Entscheid nicht nur um eine Lebensent|
scheidung handelt, sondern auch um eine solche, die von großen sachlichen Rückwirkungen
und Konsequenzen ist! Alle ausnahmslos, mit denen ich hier sprach, sind meiner Auffassung. Ist es nicht möglich, daß diejenigen
↓immer↓ beginnen, die ihre Entscheidung schon wissen, und für die wenigen anderen, die darauf
warten, eine Formulierung gefunden wird, die die Situation kennzeichnet; oder daß
das Ganze um 4 Wochen verschoben wird. Ich bitte Sie, Herrn Dr. J. verständlich zu machen, wie unsere Lage ist und wie unmöglich es für uns gegenüber
den hiesigen Dingen ist, die Entscheidung vorwegzunehmen. Ich hoffe Sie verstehen
meine Lage und fassen meine dringende Bitte nicht als Absage auf.|
[Im Übrigen beantrage ich in diesen Tagen auf Anraten meiner Behörde meinen Urlaub für das Union-Seminary, von dem ich eine Aufforderung zu Vorträgen erhalten habe]