Brief von Paul Tillich an Emil Lederer vermutlich vom 2. oder 3. August 1933Der Brief trägt kein Datum. Die hier vorgenommene Datierung ergibt sich aus dem Kontext: Die Abfassung des vorliegenden Briefes hat Tillich kurz zuvor in einem Brief an Hannah Tillich angekündigt. Am 4. August 1933 schreibt er an seine Frau, dass "der Brief an Emil anbeiliegt". Es handelt sich bei diesem Schreiben zudem offenbar nicht um das Endprodukt, sondern um den handschriftlichen Briefentwurf, der vermutlich von Hannah Tillich maschinell abgetippt und von Sassnitz aus offiziell versendet werden sollte, während Tillich sich noch in Berlin befand.Der Brief trägt kein Datum. Die hier vorgenommene Datierung ergibt sich aus dem Kontext: Die Abfassung des vorliegenden Briefes hat Tillich kurz zuvor in einem Brief an Hannah Tillich angekündigt. Am 4. August 1933 schreibt er an seine Frau, dass "der Brief an Emil anbeiliegt". Es handelt sich bei diesem Schreiben zudem offenbar nicht um das Endprodukt, sondern um den handschriftlichen Briefentwurf, der vermutlich von Hannah Tillich maschinell abgetippt und von Sassnitz aus offiziell versendet werden sollte, während Tillich sich noch in Berlin befand.

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Lieber Herr Lederer!

Sie wissen, mit welcher Spannung ich Ihre Sache2] verfolgt habe, wie ich in Saßnitz auf Nachrichten gewartet habe und mit welchenSpannung Erwartungen ich hierher gefahren bin. Als ich dann Ihr Exposé las, war ich hingerissen von der Größe der Idee und der Energie und Großzügigkeit seiner Durchführung. Ich stimme dem Entwurf, soweit eine Beurteilung von hier möglich ist, in allem Wesentlichen zu und wäre gern Mitarbeiter.

Ein Punkt aber macht es mir unmöglich, Ihnen in diesem Augenblick eine bindende Zusage zu geben: der Termin. Und hier möchte ich ganz offen reden: Der Termin ist gestellt ohne Rücksicht auf diejenigen, auf die doch schließlich | der Plan aufgebaut ist; wir sollen kommen, weil uns an der alten Stelle unsere Wirksamkeit genommen ist. Aber wie sollen wir kommen, ehe wir wissen, ob sieuns und wem sie endgültig genommen ist. Wie ist eine Fertigstellung des Planes in personeller Hinsicht möglich, ehe dieser wichtige Punkt geklärt ist. Die Entscheidung fällt wie ich mit Sicherheit festgestellt habe, bis 30. Sept. Sobald sie gefallen ist, könnte eine telegraphische Zusage erfolgen; schon in 14 Tagen könnte man drüben sein; wahrscheinlich fällt sie noch etwas früher, so daß man rechtzeitig da sein könnte. [Ξ]3] Gibt es denn keinen Weg, Menschen auf die man doch Wert legt, die Mitarbeit zu ermöglichen, obwohl sie sich erst 4-8 Wochen später entscheiden können – wo es sich dochum eine Entscheid nicht nur um eine Lebensent| scheidung handelt, sondern auch um eine solche, die von großen sachlichen Rückwirkungen und Konsequenzen ist! Alle ausnahmslos, mit denen ich hier sprach, sind meiner Auffassung. Ist es nicht möglich, daß diejenigen immer beginnen, die ihre Entscheidung schon wissen, und für die wenigen anderen, die darauf warten, eine Formulierung gefunden wird, die die Situation kennzeichnet; oder daß das Ganze um 4 Wochen verschoben wird. Ich bitte Sie, Herrn Dr. J. verständlich zu machen, wie unsere Lage ist und wie unmöglich es für uns gegenüber den hiesigen Dingen ist, die Entscheidung vorwegzunehmen. Ich hoffe Sie verstehen meine Lage und fassen meine dringende Bitte nicht als Absage auf.|

Grüßen Sie die Londoner Freunde, deren Fehlen ich natürlich aufs Tiefste bedaure4] und sein Sie selbst gegrüßt von Ihrem P.T.

[Im Übrigen beantrage ich in diesen Tagen auf Anraten meiner Behörde meinen Urlaub für das Union-Seminary, von dem ich eine Aufforderung zu Vorträgen erhalten habe]

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