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Liebste Hannah!2]

Hab' Dank für Brief3] und Paket! Inzwischen ist allerhand zu berichten: Montag Abend nach Fredes Geburtstags-Kaffee feierten wir 5 Claires Geburtstag: Wir trafen uns zunächst bei Holländer, wo ein glänzendes, teilweise politisches Kabaret ist. Daselbst traf ich Rosie Gräfenberg, die fabelhaft aussah und um meinen Besuch bat. Auch Löwenfelds fanden sie sehr interessant. Nach dem Kabaret in die "Königin" wo wir ein fabelhaftes Paar fanden, für das Männer und Frauen sich in gleicher Weise begeisterten: Er ein alter Aristokrat mit einer fabelhaften Hand. Sie mit wunderbaren roten Haaren und grünem Schawl. Sie trotzdem ganz langsam und vollendet. Im Auto spät nach Haus. Am nächsten Tag telephoniere ich Dox an, der hier gegenüber als Direktor der staatlichen Bildungsanstalt wohnt. Bin um 6 bei ihm, als die Familie Löwenfeld zur Geburtstagsfeier kommt und bleibe den Abend da. Er zeigt mir die riesige Anstalt mit Eß-Schlafsälen u. s. w. | er regiert da wie ein König. Im Übrigen hat er sich nicht geändert, sondern ist nur in allem fester geworden, z.T. etwas starr. Die Frau hat wärmere Augen, ist sehr gealtert, hat sich wohl ganz mit ihrem Schicksal abgefunden. Wir sprachen über alte und neue Zeiten. Um 1/2 10 war schon Schluß, da er um diese Zeit ins Bett geht. - - Heut früh ein herrlicher Arbeitsvormittag. Um 5 kam Dox und Frau zu einem kurzen Besuch. Heut gefiel er mir gar nicht, kurz, herrisch, steif, unliebenswürdig. Dabei wurde ihm rührend das ganze Haus gezeigt. Vielleicht war es Schüchternheit. Dann haben wir sie im Motorboot nach Hause gebracht. - -

Und Du mußt kommen. Wenn Du mit C.4] im Auto kommst, spart das über 20M. Wir freuen uns alle und ich umarme Dich wieder, aber nicht probeweise. Ich liebe dich, komm! Schreibe bald und genau, wann. Und rast nicht zu sehr! Ich werde den ganzen Tag zittern!

Dein Paul
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