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Dresden, d. 6.12. 28 Elisenstr. 111]

Lieber Herr Seeberg!

Haben Sie sehr herzlichen Dank für Ihren Brief2], der mir außerordentlich wertvoll ist. Die Mitteilungen des Ministers an Dr. Ulich konnte ich nicht anders verstehen, als dass er selbst innerlich entschieden ist und zwar auf Grund einer so principiellen Ablehnung des E.vangelischen O.ber K.irchenrats, dass nur noch ein Übergang in die Philosophische Fakultät übrig bleibt, wenn ich Dresden überhaupt verlassen will. Dass mein "Daimonion" unbedingt für die Theologie steht, wissen Sie ja. Ich würde mit demselben Bruch wie Tröltsch zur Philosophie übergehen. Aber ich würde es tun, wenn es keinen andern Weg gäbe, in eine mir angemessenere Situation zu kommen. – – – Nun scheinen die Dinge hier doch anders zu liegen. Gleichzeitig mit Ihrem Brief erhielt ich einen3] von meinem Vater, der im Kirchensenat4] mit Sellin gesprochen hat. Dabei hat sich Sellin sehr freundlich geäußert und zum Ausdruck gebracht, dass weder er noch der E.vangelische O.ber K.irchenrat gegen mich an sich Stellung nehmen, sondern nur für diese Stelle, dass sie es im Gegenteil bedauern würden, wenn ich den Weg von Tröltsch ginge. Vielleicht wäre es nicht unwichtig, wenn Richter diese grundsätzliche Haltung der Herren erführe. – Dann noch eins: Ulich meinte (und auch mein Vater), dass der Widerstand der Kirche sich sehr stark auf die Prüfung bezöge, die wohl grundsätzlich den Ordinarien zusteht. Von dieser Sorge könnte man den E.vangelischen O.ber K.irchenrat ja durch eine vorläufige Abmachung befreien. Aber ich übersehe die Dinge nicht.

Spätestens nach Weihnachten werde ich in Berlin sein und bei Ihnen anrufen. Ich wünsche Ihnen schöne Weihnachtstage! Mit herzlichem Gruß und Dank
Ihr
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