Der editierte Text

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a, d. 14.VI.22.
Lieber b!

Ich freue mich mit Dir, daß nun diese Etappe überstanden ist u. Dein Lebensschifflein wieder irgendwie in Fahrt kommen kann. Von Herzen wünschte ich nun, daß Du bald wieder kommst u Alles sich so entwickelt, wie es für Dich u Deine Aufgaben gut ist. - Die Tage mit Dir waren wieder so schön u heimatlich, hoffentlich schenkt uns das Leben noch viele solche Zusammenkünfte. Es war mir nur leid, daß ich nicht länger bleiben konnte, man ist eben ein gebundener Esel.

Und nun bitte ich Dir [sic!] , mir baldmöglichst noch Deine Gedanken über c zu schreiben. Ich sehe nach unserem Pfingstzusammensein immer klarer, daß es auch ihretwillen nur die Möglichkeiten einer baldigen Trennung oder der Heirat gibt. Ich sehe, daß ich mich bald entscheiden muß u. werde ihr ev. noch nächste Woche schreiben, da man solche Dinge besser schriftlich als mündlich abmacht. Um der Kinder willen, die in ihrer Hand so gedeihen, sehe ich keinen anderen Weg als mich zu binden, die seelische u. bürgerliche Möglichkeit dazu ist vorhanden, wenn es natürlich auch ein schwerer Entschluß ist u. all das Äußerlich[e], das er bringt, steht wie ein Berg vor mir. Ich fühle dann, wie alt man ist u. wie der Glanz des | Lebens hinter mir liegt. Das ist gerade keine Bräutigamsstimmung. Und daß ich {Dich} noch frage, ist auch ein Zeichen; das hätte ich bei d nie getan. - Aber ich liebe in e den wertvollen u. lebensvollen Menschen, der mehr innerliche Tugend hat, als manche Jungen. So weit es ein Opfer um der Kinder willen ist, wird es ja nicht umsonst sein. Darum glaube ich auch, es ist in f Sinn, weil ihre Kinder kaum in besseren Händen sein könnten.

Nun schreib mir bald ein tröstlich Wort. Ich würde so gerne mit Dir sprechen, aber ich habe nun genug greisen hinter mir. Und die Entscheidung muß bald sein, denn wenn es sein soll, so ist es besser vor unserem Einzug in h, dann hat i dort gleich eine andere Stellung. - Du hast sicher in j mit ihr gesprochen u. Dir ein Bild der Situation gemacht.

Bitte vernichte den Brief u. laß auch k nicht davon wissen. Dir Alles Gute
Dein l.

Fußnoten, Anmerkungen

Register

aBremen
bTillich, Paul
cFritz (geb. Horn), Gertrude
dFritz, Johanna
eFritz (geb. Horn), Gertrude
fFritz, Johanna
gBerlin
hFrankfurt am Main
iFritz (geb. Horn), Gertrude
jDölzig
kFritz (geb. Horn), Gertrude
lFritz, Alfred

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Paul, 1886-1965. Papers, 1894-1974, bMS 649/143
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Bremen - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Alfred Fritz an Paul Tillich vom 10. November 1920
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Alfred Fritz an Paul Tillich vom 24. Juni 1922

Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Alfred Fritz an Paul Tillich vom 14. Juni 1922, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00757.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L00757.pdf