Der editierte Text

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a, d. 10.XI.20.
Lieber b!

Nun bin ich wieder von der c zurück. Es waren herrliche Tage in Ruhe u. Sonnenschein im d {San.} e freute sich ganz riesig u. war lieb u. vertraut. Ich freue mich, bis ich den kleinen Gesellen hier habe. Aber er hat es dort auch zu gut u. sieht prächtig aus. - Ich will Dir nun kurz von meinem Besuch bei f erzählen. Ich meldete mich telephonisch an u. wurde zum Abendessen eingeladen. Es war sehr gemütlich u. die Stunden flogen. Wir haben viel Kunst gesimpelt u. er zeigte | mir eine Anzahl sehr guter Originale, die er in seinen Zimmern hat von Schweizer Malern. Wie in allem fiel auch hier auf, welch andere Wege doch die Schweizer gehen als wir. Der Expressionismus ist fast unbekannt, es ist etwas ungesundes, derbes vielleicht etwas zu sattes in ihrer Malerei.

Lange sprachen wir von Dir, g hatte an ihn deinetwegen geschrieben u er möchte Dir gerne helfen. Er hatte gedacht, an den h zu schreiben, bei dem Du den Dr. gemacht hast, aber ich wußte nicht, ob Du dorthin noch Beziehungen hast u. ich hatte auch so eine Ahnung als ob Du Dich dort nicht allzusehr mit Ruhm bedeckt hattest. Ein anderer Name den ich wieder vergaß, wurde unmöglich, | als er durch Buch den Namen i las, da dieser mit j nicht steht. Es ist eine ulkige Welt. - k selbst hat einen Ruf nach l erhalten u. ist dort gewesen, will aber ablehnen, vor allem m wegen, die er nicht in das deutsche Kinderelend bringen möchte. n ist still, scheint aber sehr kunstbegabt zu sein, ich sah nette Sachen von ihr. - Er würde sich sicher freuen, wenn Du ihm schreibst u. ihm Deine Sachen schicktest. - Er sagte, Du müßtest einmal etwas Größeres schreiben u. ich glaube auch, daß das sehr gut für Dich wäre. Kleine Aufsätze| schaden oft mehr als sie nützen. - Wenn diese 3 Vorträge bald erscheinen, wäre es gut. Ich glaube sie würden viel gelesen. Beschleunige es doch! Ich lege Dir eine sehr nette Kritik von o1 bei, die mich in diesen Gedanken bestärkt hat. Wir leben hier friedsam. p ist sehr nett u. merkwürdig traumhaft weich. Wir vertragen uns besser als ich je geahnt. Darüber bin ich natürlich froh.

Was wohl Deine persönlichen Angelegenheiten machen? Wir denken oft an Dich u. wüßten wohl gern wie's Dir geht.
Anfang Dez. komme ich wohl kurz nach q u. Weihnachten rechne ich fest auf Dich.

Viele herzliche Grüße
Dein r

Fußnoten, Anmerkungen

1Konnte nicht ermittelt werden.

Register

aBremen
bTillich, Paul
cSchweiz
dZürich
e???, Ekke
fMedicus, Fritz
gBüchsel, Friedrich Hermann Martin
hBreslauer, ???
iRadbruch, Gustav
jRadbruch, Gustav
kMedicus, Fritz
lGießen
nMedicus, Clara
oRhodin, ???
pFritz (geb. Horn), Gertrude
qBerlin
rFritz, Alfred

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Paul, 1886-1965. Papers, 1894-1974, bMS 649/143
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Bremen - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Alfred Fritz an Paul Tillich vom 30. Juli 1919
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Alfred Fritz an Paul Tillich vom 14. Juni 1922

Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Alfred Fritz an Paul Tillich vom 10. November 1920, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00696.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L00696.pdf