Brief von Wilhelm Ruprecht an Paul Tillich vermutlich vom 5. November 1920

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Der editierte Text

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Sehr geehrter Herr!

Besten Dank für Ihren Brief, den wir heute nur provisorisch beantworten, um Ihnen zu sagen, daß wir in allem Wesentlichen einig sind und Sie sich also möglichst ohne Verzug an die Bearbeitung des von Ihnen ausersehenen Themas machen können. Erscheint dieses Heft bald und fällt es, wie wir hoffen, mustergültig aus, so wird es Ihnen Ihre Werbearbeit jedenfalls sehr erleichtern. Zur Ausarbeitung des Herausgeber-Vertrages und der Bestimmungen für die Mitarbeiter, mit denen einzeln ein formeller Vertrag wohl kaum zu schließen nötig ist, fehlt uns augenblicklich, wo wir kaum die laufenden Arbeiten erledigen können, die Muße. Doch hoffen wir, ihn Ihnen bald vorzulegen. Eine Einigung wird, da wir im Wesentlichen einverstanden sind, ohne Schwierigkeit möglich sein.

Das Herausgeber-Honorar schlagen wir vor auf 175 M., für weitere auf 125 M. heraufzusetzen. Verantwortliches Lesen einer Korrektur ist keineswegs nötig, nur muß doch wohl eine gewisse Drucküberwachung stattfinden. Hauskorrektur wird natürlich hier in der Druckerei gelesen, im Uebrigen ist die Korrektur natürlich Sache der Mitarbeiter. Gern würden wir das Mitarbeiter-Honorar auch |:noch mehr:| von vornherein erhöhen, haben aber Bedenken, daß die Bändchen zu teuer werden. Bekannten Gelehrten können wir, wenn es nötig erscheint, da vielleicht ein etwas höheres Honorar anbieten, bezw. die Auflage der betreffenden Beiträge von vornherein höher bemessen. Ist Letzteres nicht möglich, so muß dann der Preis dieser Bände eben etwas höher angesetzt werden als bei den übrigen Bänden.

Ihr Gedanke, das Honorar für die zweite Auflage erst zu bemessen, wenn man weiß, wie der Geldwert dann sein wird, ist uns verständlich, birgt aber erhebliche Schwierigkeiten in sich. Eine Sammlung von Büchern kann unmöglich sicher weiter bestehen, wenn es bei Erscheinen neuer Auflagen immer erst neuer Festsetzung des Honorars bedarf, über die es dann zu Differenzen und unter Umständen einem Ausscheiden von Bearbeitern kommen könnte. Wir haben letzthin fast alle Honorare, bei denen es möglich war, aus freien Stücken aufgebessert. Man bringt uns wohl besser das Vertrauen entgegen, daß wir namentlich in solchen Fällen ganz arger Währungs-Veränderung das Unsrige nach besten Kräften tun werden. Niemand kann mehr als ein einigermaßen einsichtiger Verleger die geringe Einschätzung bedauern, welche heute die geistige Arbeit erfährt. Aber für uns ist es da keineswegs immer leicht zu bessern, da unsere Literatur meist gerade für die schlecht bezahlten Geistesarbeiter und nicht für die Schoßkinder der neuen Zeit, die Müllkutscher und dergleichen, bestimmt ist.

Den Plan lassen wir nun demnächst in mindestens 100, besser wohl 120 oder 150 Stück vervielfältigen. Statt "Inhalt" sagen wir also "Problem-Gebiete", als Ueberschrift wäre wohl zu sagen: "Plan für den weiteren Ausbau der Wege zur Philosophie, aufgestellt von Privatdozent Dr. P. Tillich (Details anzeigen) in Berlin (Details anzeigen)". Darunter: "Aenderungen und Ergänzungen sind vorbehalten". Die vorgeschlagenen Bearbeiter fallen natürlich weg.

Auf alle Fälle senden wir Ihnen anbei nochmals den Brief des Herrn Reyer (Details anzeigen) zu. Wenn Sie glauben, daß aus dieser Arbeit ein brauchbarer "Weg" werden könnte, so lassen Sie sich vielleicht die Handschrift kommen, um zu prüfen, ob sie den Anforderungen bezüglich Inhalt und Umfang entspricht, gegebenenfalls um Aenderungen zu verlangen. Den Reyerschen (Details anzeigen) Brief erbitten wir gelegentlich zurück mit einer Mitteilung, was geschehen ist.

Die 2. Auflage des Natorp'schen (Details anzeigen) Heftes, Ergänzungsreihe 1 geht bereits wieder ihrem Ende zu. Sie ist viel schneller verkauft als die erste. N. (Details anzeigen) wollte eigentlich bei dieser Gelegenheit eine vollständige Umgestaltung vornehmen. Mutmaßlich wird er aber dazu kaum gekommen sein. Sollten Sie besondere Wünsche für die Neubearbeitung haben, so bitten wir um baldigste Aeußerung. Mutmaßlich ist das nicht der Fall, da dieses Heft der Ergänzungsreiche ja eigentlich nur in losem Zusammenhang mit dem Unternehmen steht. Falls wir bis Mittwoch, den 10., keine Antwort von Ihnen haben, schreiben wir ohne das an Herrn Prof. Natorp (Details anzeigen), da die Vorbereitung der 2. Auflage [sic!] nicht gut noch länger verschoben werden kann.

In der Hoffnung, daß unser nun gemeinsames Unternehmen zu dauernder Blüte gelangen möge, hochachtungsvoll und ergebenst


Fußnoten, Anmerkungen

Register

aTillich, Paul
bBerlin
cReyer, Wilhelm
dReyer, Wilhelm
eNatorp, Paul
fNatorp, Paul
gNatorp, Paul

Überlieferung

Signatur
Deutschland, Berlin, Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Staatsbibliothek zu Berlin, Archiv des Verlages Vandenhoeck und Ruprecht
Typ

Brief, maschinenschriftlich

Postweg
unbekannt - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Wilhelm Ruprecht an Paul Tillich vom 26. Oktober 1920
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Wilhelm Ruprecht an Paul Tillich vom 14. Dezember 1920

Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Wilhelm Ruprecht an Paul Tillich vermutlich vom 5. November 1920, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00693.html, Zugriff am ????.

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