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D. 17. Dez. 1917.

Liebe Tante Grete!

Nun bist Du die Einzige, die bei Papa ist von all den vielen, die in vergangenen Jahren um ihn waren: die Großeltern in Gottes Arm, ich nun schon zum vierten Male Kriegsweihnachten feiernd, Johanna und Elisabeth bei ihren Männern, eignes Weihnachten machend, und Johanna schon einer neuen Generation etwas von dem schenkend, was Ihr uns gabt und von Euren Eltern nahmt, und Tonichen in Stettin; still und einsam wird es Euch beiden sein, und vielleicht mehr Schmerz als Freude bringend. Aber wem brächte diese Weihnachten nicht mehr Wehmut als Jubel, mehr Trauer, als Freude. Und doch ist es gut so: Weihnachten ist wieder befreit aus den Banden von Essen und Trinken, Geschenken und Geschäften, und zeigt dem, der es sehen will, etwas, was besser ist. Wie wir es nennen, ist dabei ziemlich gleichgültig. Wir nennen es anders, als Eure Generation, und unsere Kinder| werden es anders nennen, als wir; und doch sind wir eine Einheit, Ihr und wir und sie; denn Weihnacht steht noch über allem Irren und Suchen und Wissen; es kann davon nicht zerstört und dadurch nicht gerettet werden; vielleicht verstehst Du mich, vielleicht auch nicht, denn es ist schwer, daß die Generationen sich ganz verstehen. Nur die Herzen verstehen sich ganz, wenn es im Tiefsten in Ordnung ist!

Leicht ist es auch nicht, die vierte Kriegsweihnachtspredigt im Felde zu halten, und doch schön, es zu können, und all den Leuten, die es so schwer haben, einen Lichtstrahl zu zeigen. Und sie sind so empfänglich dafür, wenn man nur etwas aus dem Herzen spricht.

Schade, daß wir während der Hochzeit1] so wenig von einander hatten aber das ist mir fast mit allen so gegangen. Es war mehr ein allgemeines Zusammensein, und als solches wundervoll! Nun noch einmal, dennoch fröhliche Weihnacht und ein besseres neues Jahr!

Dein Paul.
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