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d. 16. Mai

Liebe Maria!

Die Rede von Tröltsch habe ich bekommen.1] Sie hat mir viel Freude gemacht; es ist Geist drin, sogar Wahrheit, allerdings nicht nur; der Relativismus ist zu wenig ernst bekämpft. Hab vielen Dank dafür! – Daß H. bei Verdun ist, ist natürlich schwer für Dich; aber es mußte ja auch im Westen endlich mal zu Entscheidungen kommen; und jeder kann stolz sein, der dabei mitwirkt. – Warum ich Dir nicht schreibe;| Vor allem deshalb nicht, weil ich seit Februar 6 mal das Quartier gewechselt habe; und jedesmal ganz neue Arbeitsaufgaben zu bewältigen waren. Augenblicklich wohne ich auf einem reizenden kleinen Landhaus in herrlichster Natur, mit Sammlungen, Billard u.s.w., Berge, Viehweiden und lauter ungewohnte Friedensbilder. Erzähl mir mal wieder was von Lichtenrade; wo ist Dein Vater? Ist er aus dem Sanato| rium zurück? Wie gehts Mutti? Was macht Dox? Er schrieb mir lange nicht. Im März war ich 8 Tage auf Urlaub, mit Greti in Dresden; herrliche Tage. Die berühmte Habilitation ist in diesem Semester wenn ich Urlaub nehmen kann was sehr zweifelhaft ist. – Das ist das Sachliche; und darüber hinaus? Das zu geben ist Eure Sache denn darin haben wir Mangel, nicht an Äußerem. Wir verlieren nur. Ihr solltet uns helfen, etwas zu behalten durch Berichte, Gedanken, Leben, Geist… Diese "Liebesgabe" erhoffe ich von Dir.

Dein Paul
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    • Troeltsch, Ernst, Über Maßstäbe zur Beurteilung historischer Dinge. Rede zur Kaisersgeburtstagsfeier der Berliner Universität. in: Historische Zeitschrift, Jg. 116. Nr. 1 (1916), S. 1-47.