Obenstehenden Brief hatte ich schon bald nach meinem Geburtstag geschrieben, u. er ist der Ausfluß meiner damaligen pessimistischen Stimmung. Durch die Reise u den ersten Betrieb hier kam ich nicht dazu, ihn zu vollenden, so mag er unvollendet bleiben. Jedenfalls "böse" sind nur kleine Mädchen einander, nicht Freunde.
Eben habe ich meine Aktivmeldung nach Halle geschickt, ein bedeutsames Aktenstück in meiner Geschichte. Wie ich hier von Aktiven u Philistern gekeilt worden bin, aktiv zu werden, glaubst du garnicht, schlimmer ist nie ein Keilfux gekeilt worden. Und das Leben ist auch im allgemeinen nett, soweit ich sehen kann. Allerdings gibt es eine starke Linkspartei, u auch die| andern sind in vielen Punkten noch recht anderer Ansicht; sehr fein ist der x Gröber, der reinste Hallenser. Er stellte den Antrag, die Kneipe vom Sonnabend wegzulegen, nur 4 waren dafür. xx u xxx gehören zur linken Partei. Auch über Couleurs usw. herrscht eine L.B.-Ansicht, Wanderbummel sind offiziell, Frühschoppen höchst offiziös usw. Arbeit kennt man nicht, die Füxe werden systematisch zur Faulheit erzogen. Über Schuldenmachen hat die Verbindung nicht zu urteilen, der einzelne ist selbst sich allein verantwortlich. So herrscht in allem Subjektivismus, aber ein guter Kern ist doch da. Marburg u Heidelberg stehen doch tief unter Halle, Halle achtet man schon seiner Konsequenz wegen, einige sind fast "Hallenser", können nur nicht durchdringen.
Aus der Statutenrevision komme ich nicht heraus, als x der Hauskommission bin ich in der Revisionskommission, die aus 2 Philistern,| dem x, dem Kassenwart Voget u mir besteht. Eine ähnliche Einrichtung wie unser Zahldax wird eingerichtet, nur noch konsequenter u einfacher. Die übrigen Kassen haben gar kein Geld, alles bezahlt die "Zahlkasse". Heute haben wir schon von 2-6 dran gesessen, morgen Abend sind wir wieder bei Phil. Saathost.
Mit Volltrauer haben wir gleich angefangen, ein Fux Ruitold ist in
den Ferien auf mysterische Weise zu Tode gekommen. Seine Leiche ist in einem Teiche
gefunden worden. Nähere Anhaltspunkte fehlen. Heute Abend ist Trauerkneipe. Im
allgemeinen brauche ich nicht mehr Couleur zu tragen,aber auch
bezahle ich nur halbe Wechselsteuer, doch ist das Leben hier teuer.
2 Kraßfüxe sind auch angekommen, der eine ist Gütersloher Pennäler,
Marc, also prädestiniert, ein vernünftiger Kerl mit bis jetzt
vernünftigen Ansichten, ich suche dem verflachen|
den Einfluß des xx etwas
entgegenzuwirken. Göttingen ist
ein begabtes Nest. Mit seinen vielen Villen nimmt es allerdings einen
unverhältnismäßig großen Raum ein, es gibt unglaubliche Entfernungen. Mit der
Fakultät ist nicht soviel los, doch läßt es sich fürspätere
ältere Semester ertragen. Wie jüngere Semester hergehen können, ist mir unklar, für
sie paßt nichts. Ich höre 9-10 Titius, Religionsphilosophie, 10-11 Smend, Einl ins AT, 11-12
BonwerschBonwersch, Dogmengeschichte, 5-6 Althaus, Praktische Theologie 1,
dann folgende Seminare, System bei Althaus, Liturg. bei Althaus, Homil. u. Katech. bei Knaake, eventuell
neutestam. bei Schürer. Das wird genug zu tun geben. Außerdem habe
ich als x der H.K. einen sehr verantwortlichen Posten, z. B. die Aufgabe, die Bücher
der neuen Hauswirtin (der Couleurdiener ist ein Schuster aus der Stadt) zu
kontrollieren u. die ganze Sache zu erleichtern!
Wie ist es mit dem Februarkommers, ¿¿¿ doch auf Wiedersehn!