Der editierte Text

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a d. I. VI. 05.
Mein lieber b.

Am Sonnabend sollst Du doch von uns Allen, auch von Tante c einen Extra Gruß haben, denn dann werden wir beiden Geburtstagskinder noch besonders oft Deiner gedenken u. Dich herwünschen. Hoffentlich gehts Dir in dem schönen heißen Wetter alle Tage besser mit dem Ohr1, so daß Du doch noch zur d kannst. Und dann erst die Vorfreude auf den 3 ten Juli!! e und ich bleiben dann noch bis zum 10. Juli in f, da g silberne Hochzeit am 9. Juli feiert, dann fahren wir beide nach h mit den Geschwistern. Du wirst Dich mit | uns freuen, wenn Du hörst, daß unsre Kleine noch kein einzig Mal Halsentzündung gehabt seit du fort bist, hoffentlich erkältet sie sich auch heut nicht, sie ist mit i Schwester j nach k bei den Großeltern. Letztere haben sich über Deinen Geburtstagsglückwunsch sehr gefreut, aber Du mußt nicht wieder schreiben, daß nur "alte Tanten" zum Geb. kämen, u. du deshalb nicht allzu traurig wärst, ihn nicht mitfeiern können zu helfen. "Alte Tanten" sind meist mehr empfindlich als junge u. es klingt doch auch etwas kränkend, was es doch gewiß nicht sein sollte. Es erinnerte mich lebhaft an die Aufforderung| des Wingolfiten an seinem Tanzkränzchen: "Die alten Damen sitzen unter dem Weihnachtsbaum!!! – So etwas darf man nur denken, u. die Sprache ist in solchen Dingen dazu da, die Gedanken zu verbergen. – Ich freue mich schon sehr auf l Geburtstag, weniger auf meinen eigenen, übrigens muß ich Dir noch berichten, daß neulich Brandts hier durch m gereist sind, n u. ich waren 1/2 Std. auf der Bahn, u. hat ersteren Onkel mal ganz offen wegen o Bescheid gesagt. Hoffentlich hat er nun auch endlich eine richtige Auffassung der Dinge, bes. da p ihm noch zum Schluß gesagt hat, daß er überhaupt nicht heiraten wollte,| am aller allerwenigsten aber mich!! Nun wollen wir mal sehen, ob die Menschen mich in Ruhe lassen. Daß q einen Phonographen zum Geb. bekommen wird Dir [sic!] gewiß r berichten, die jetzt zur selben Zeit drüben in s Auftrag an t. Und nun leb wohl für heut. Im nächsten Paket schicke ich Dir viel Schokolade mit. Wenn ich von irgend woher etwas Kuchen oder Sonstiges bekomme, was Dir Freude macht, so bekommst du davon ab. Es grüßt Dich herzlich

Deine Tante u.

Fußnoten, Anmerkungen

1Paul Tillich hatte während des Sommersemesters 1905 in Tübingen wiederholt eine Ohrenerkrankung.

Register

aBerlin
bTillich, Paul
cWinkler, Toni
dWartburg
eSeeberger, Elisabeth
fBerlin
gLisbeth
hBielefeld
i???, Anna
j???, Rike
kHohen Neuendorf
lTillich, Johannes Oskar
mBerlin
nTillich, Johannes Oskar
oBlahr, Marie
pTillich, Johannes Oskar
qTillich, Johannes Oskar
rFritz, Johanna
sTillich, Johannes Oskar
tBrief von Johannes Tillich an Paul Tillich vom 1. Juni 1905.
uWinkler, Toni

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Paul, 1886-1965. Papers, 1894-1974., bMS 649/205(15)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Berlin - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Toni Winkler an Paul Tillich vom 11. Mai 1905
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Toni Winkler an Paul Tillich vom 20. Juli 1905

Entitäten

Personen

Orte

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Toni Winkler an Paul Tillich vom 1. Juni 1905, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00059.html, Zugriff am ????.

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L00059.pdf