Brief von Margarete, Marie und Oskar Tillich an Paul Tillich vom 5. Juni 1905

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Hohen Neuendorf 5/6. 05.

Mein liebes Enkelchen!

Vielen Dank für Deinen Brief und die Wünsche zum 25. Mai. Der liebliche Kranz von alten T.....1] entbehrte Dich sehr. - Es ist uns eine große Freude, daß es Dir gut geht, hoffentlich ist die dumme Wunde auch bald ganz geheilt.2] Hänschen Weißenborn ist entlassen und in der Schule versetzt, der| Mutter Meinung nach Dein Verdienst; ich hoffe, daß dies Dich nicht zu eitel macht. - Hier ist es schön wie immer, jetzt etwas heiß, ich konnte leider darum nicht nach Berlin zu Deines Papas Geburtstag, meine Reise nach Weimar muß ich auch verschieben. Dürselens Kinder sind sehr niedlich, doch sind sie immer auf dem Grundstück. — Flockchen ist in dem einen Jahr recht alt geworden, und als Lucie neulich mit ihrem| Bräutigam bei uns war, wurde er lustig, weil Erstere mit ihm durch den Wald raste, wie Du einst und hoffentlich auch wieder. — Ist denn in Tübingen auch solche Hitze oder verbreiten die Berge Kühlung? Sehr würde sich mein AnsichtsAlbum über eine Karte von dort erfreuen! -

Da Großmama noch schreiben will, mache ich für heut Schluß, mein lieber Paul und wünsche, daß es Dir weiter recht gut gehen möge! Ottos grüßen auch. –

Mit vielen herzlichen Grüßen

Mein liebes Herzblatt!

Nun auch von mir Gruß und Kuß, mein Liebling! Wie froh bin ich immer von Dir etwas zu hören. Gestern war ja ein ergiebiger Tag, der uns Nachricht von Dir brachte. Gott Lob, daß es Dir gut geht. Gott schütze Dich ferner, und mache Dich bald ganz heil. Aber pflegen mußt Du Dich, mein Junge! Frl Toni will ja heute eine Eßkiste packen, sie hat es mir versprochen. Wirwar waren gestern, zu den 2. Geburtstagsfesten, sehr munter, nur von der Hitze mastig! Du wirst wohl noch Näheres darüber hören. Es geht uns hier ganz gut, nur kann sich Tante Grete, noch immer nicht, wie wir wünschen erholen. Oft wünschen wir Dich einen Tag hier zu haben, mein Liebling. Du hast ja aber so viel, viel ¿¿¿dort. Und das ist auch unsere ¿¿¿

Nun leb wohl mein Herz! Gott befohlen Deine treue G.Mutter M. T.

Viel herzlichen Gruß mein lieber Junge auch von Deinem alten Großpapa! Vorgestern hat Onkel Paul seinen Licentiaten in Greifswald und zwar cum laude gemacht! Er ist sehr froh und Papa freut sich sehr!

Gott behüte Dich!
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    Orte:

    Literatur:

    • Tillich, Paul, Ein Lebensbild in Dokumenten : Briefe, Tagebuch-Auszüge, Berichte (EW V), hg. von Renate Albrecht, Margot Hahl, Stuttgart 1980. 
    • Tillich, Paul, Impressionen und Reflexionen (GW XIII)