|
Berlin d. 11. Mai 05.

Mein lieber Paul,

der Sonntagsgruß soll schon eher geschrieben werden, da wir morgen vorhaben nach Lichterfelde zu fahren. Daraus siehst Du, daß es Papa leidlich gut geht, trotz eines starken Schnupfens den er sich neulich im Dom bei der landeskirchlichen Versammlung geholt hat. Die kleine Elisabeth hat nicht nur reine Hände - sondern höre und staune, im letzten Exercitium eine No. 1. Die Lehrerin hat sie sehr gelobt u. ist das kleine Ding nun doppelt fleißig. Es ist überhaupt | rührend mit anzusehen, wie sie versucht ihrem Papa das Fernsein seiner beiden ältesten Kinder, durch besondere Zärtlichkeit zu ersetzen. Ihr fehlt uns natürlich sehr, aber doppelt viel Arbeit, die man ja findet, wenn man sie sucht, helfen darüber hinweg, u. außerdem ist es ja nicht für lange. Wie gehts denn mit dem Verbinden? Wann bekommst Du denn nun ein Pflaster: Jetzt; wenn's warm ist, wirds Dir unangenehm heiß sein, solch einen Verband noch zu haben. Heut schrieb Johanna einen sehr netten Brief, sie | treibt Italienisch u. Musik, u. reitet auch. Alle Tage fahren sie in einem Ponny Fuhrwerk spazieren, sie schrieb, sie erholt sich sehr, ist aber noch immer müde. Natürlich freut sie sich schon sehr auf die Reise, besonders schön ist es, daß Ihr Euch so bald wieder sehen könnt. Uebrigens hat nun Papa auch einen Hülfsprediger "Höfer" mit Namen ich bin ja sehr neugierig wie er predigt, er ist erst neulich ordiniert, u. sucht nun in der Nähe eine Wohnung. Ist schon 34 Jahr alt. Papa will nun schreiben, so leb wohl für heut.

Gott befohlen,
Deine Tante Toni
    Entität nicht im Datensatz vorhanden

    Personen:

    Orte: