Der editierte Text

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a d. 11. Mai 05.
Mein lieber b,

der Sonntagsgruß soll schon eher geschrieben werden, da wir morgen vorhaben nach c zu fahren. Daraus siehst Du, daß es d leidlich gut geht, trotz eines starken Schnupfens den er sich neulich im Dom bei der landeskirchlichen Versammlung1 liest Du ja in den Zeitungen2 geholt hat. Die kleine g hat nicht nur reine Hände – sondern höre und staune, im letzten Exercitium eine No 1. Die Lehrerin hat sie sehr gelobt u. ist das kleine Ding nun doppelt fleißig. Es ist überhaupt | rührend mit anzusehen, wie sie versucht ihrem Papa das Fernsein seiner beiden ältesten Kinder, durch besondere Zärtlichkeit zu ersetzen. Ihr fehlt uns natürlich sehr, aber doppelt viel Arbeit, die man ja findet, wenn man sie sucht, helfen darüber hinweg, u. außerdem ist es ja nicht für lange. Wie gehts denn mit dem Verbinden?3 Wann bekommst Du denn nun ein Pflaster: Jetzt; wenn's warm ist, wirds Dir unangenehm heiß sein, solch einen Verband noch zu haben. Heut schrieb h einen sehr netten Brief, sie | treibt Italienisch u. Musik, u. reitet auch. Alle Tage fahren sie in einem Ponny Fuhrwerk spazieren, sie schrieb, sie erholt sich sehr, ist aber noch immer müde. Natürlich freut sie sich schon sehr auf die Reise, besonders schön ist es, daß Ihr Euch so bald wieder sehen könnt. Uebrigens hat nun i auch einen Hülfsprediger j mit Namen, ich bin ja nun sehr neugierig wie er predigt, er ist erst neulich ordiniert, u. sucht nun in der Nähe eine Wohnung. Ist schon 34 Jahr alt. k will nun schreiben, so leb wohl für heut.

Gott befohlen,
Deine Tante lToni

Fußnoten, Anmerkungen

1Gemeint ist die am 3. Mai 1905 in e stattgefundene landeskirchliche Versammlung. Diskutiert wurde die Frage nach der unbedingten Lehrfreiheit theologischer Einrichtungen und inwiefern die liberale Theologie nicht eine Bedrohung des christlichen Glaubens darstelle.
2Vgl. f.
3Paul Tillich hatte während des Sommersemesters 1905 in Tübingen wiederholt eine Ohrenerkrankung.

Register

aBerlin
bTillich, Paul
cBerlin-Lichterfelde
dTillich, Johannes Oskar
eBerlin
fAnonym, Landeskirchliche Versammlung. (Eigener Bericht.), 1905
gSeeberger, Elisabeth
hFritz, Johanna
iTillich, Johannes Oskar
jHöfer, ???
kTillich, Johannes Oskar
lWinkler, Toni

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Paul, 1886-1965. Papers, 1894-1974., bMS 649/205(15)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Berlin - unbekannt
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Toni Winkler an Paul Tillich vom 1. Juni 1905

Entitäten

Personen

Orte

Literatur

Zitiervorschlag

Brief von Toni Winkler an Paul Tillich vom 11. Mai 1905, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00054.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L00054.pdf