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den 15.04.1922

Geliebte Hannah!

Hab Dank für Deinen Karfreitagsbrief, dessen einfache Sachlichkeit und Klarheit mir unendlich wohl tat. Was auch werden wird, ich danke Dir, daß Du mein Schicksal im innersten Sinne in Deinen Händen und auf Deinem Herzen trägst. Nur um eines bitte ich Dich noch einmal: Bedenke, daß ich in Bezug auf Christus und Christentum wund bin, weil dort einmal die Stätte meiner Knechtschaft war; und ich bin wie ein Tier, das an der Stelle scheut, wo es geschlagen wurde, | auch wenn dort Weideplatz ist. – Und dann noch eins: Margot war mir die Stütze, mit der ich den Weg der Loslösung von der spielenden Vielheit fand; mitten auf diesem Weg nimmst Du mir diese Stütze; wird nun das Spiel wieder kommen? O Hannah! Ich zeige Dir all meine Abgründe. Du mußt sehr groß und sehr stark und vor allem sehr weit sein, um mich ganz zu umfassen. Ich will dasselbe Ziel wie Du. Aber vielleicht auf weiteren Wegen. Ich ergebe mich Deiner Liebe, die mein Stern ist in aller Qual. Ich bitte Dich: Werde nicht müde, um mein Bestes zu ringen! In unendlicher Dankbarkeit – und viel Schmerz.

Paul.
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