Der editierte Text

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Ostersonnabend.1
Geliebte b!

Hab Dank für Deinen Karfreitagsbrief,2 dessen einfache Sachlichkeit und Klarheit mir unendlich wohl tat. Was auch werden wird, ich danke Dir, daß Du mein Schicksal im innersten Sinne in Deinen Händen und auf Deinem Herzen trägst. Nur um eines bitte ich Dich noch einmal: Bedenke, daß ich in Bezug auf Christus und Christentum wund bin, weil dort einmal die Stätte meiner Knechtschaft war; und ich bin wie ein Tier, das an der Stelle scheut, wo es geschlagen wurde,| auch wenn dort Weideplatz ist. – Und dann noch eins: c war mir die Stütze, mit der ich den Weg der Loslösung von der spielenden Vielheit fand; mitten auf diesem Weg nimmst Du mir diese Stütze; wird nun das Spiel wieder kommen? O d! Ich zeige Dir all meine Abgründe. Du mußt sehr groß und sehr stark und vor allem sehr weit sein, um mich ganz zu umfassen. Ich will dasselbe Ziel wie Du. Aber vielleicht auf weiteren Wegen. Ich ergebe mich Deiner Liebe, die mein Stern ist in aller Qual. Ich bitte Dich: Werde nicht müde, um mein Bestes zu ringen!

In unendlicher Dankbarkeit – und viel Schmerz.
e.

Fußnoten, Anmerkungen

1Daneben von fremder Hand (wahrscheinlich a) ergänzt: "15.4.22".
2Liegt nicht vor.

Register

aTillich, Hannah
bTillich, Hannah
cHahl, Margot
dTillich, Hannah
eTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/2(18)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
unbekannt - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von August 1920
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von Dezember 1920

Entitäten

Personen

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 15. April 1922, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01379.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L01379.pdf