Brief von Paul Tillich an August Rathmann vom 27. Februar 1929

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Der editierte Text

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a, den 27. 2. 29
Lieber b!

Ehe ich Ihnen mein Anliegen vortrage, die Versicherung, dass nichts von alle dem, was ich Ihnen mitteile und um was ich Sie bitte, für Sie Bedeutung haben soll, ehe Sie den Doktor hinter sich haben, aber dann, wie ich unbedingt erwarte, um so mehr.

Seit drei Wochen finden ununterbrochen Verhandlungen in c und d statt. Es handelt sich um die Zeitschrift.1 Der Anstoss kam gleichzeitig von zwei Seiten, einmal von f, dem g zwölftausend Mark zur Verfügung stellt, der andere von h und i, (Leiter der j Volkshochschule) denen sich ein junger Verleger, k in l, mit dreissigtausend Mark zur Verfügung gestellt hat. Sowohl m, wie n und seine Leute verlangten unbedingt meine Mitarbeit. Unter diesen Umständen kam es für mich darauf an, beide Pläne zu vereinigen. Das war nicht leicht, da auf beiden Seiten grosse Hemmnisse zu überwinden waren. Wichtig dafür wurde es, dass sich als dritte tragende Kraft noch o zur Verfügung stellte, natürlich nur im Hintergrunde, aber doch mit der Energie und Stosskraft, die er hat. Ihm liegt ganz besonders an Ihrer Mitarbeit. Die Struktur ist nun nach meinem letzten Vorschlag, den p und q annahmen, so, dass r und ich als Herausgeber zeichnen und als verantwortliche Mitarbeiter drei andere, von denen der eine, nämlich s fest steht, die beiden anderen von mir befragt werden. Der eine von ihnen sollen Sie sein. Sämtliche Verhandelnden legen den allergrössten Wert darauf, dass Sie es sind. Und es besteht bei der grossen Kompliziertheit der ganzen Situation die Gefahr, dass wieder einmal und dann wohl endgültig alles scheitert, wenn Sie sich uns versagen. Der Aufgabenkreis wäre so verteilt, dass t verantwortlich wäre für die staatstheoretischen Dinge, ich für die philosophisch-kulturellen. u für die pädagogischen, v (wie ich hoffe, ich schreibe gleichzeitig an ihn) für die wirtschaftlichen und Sie für aktuell-politische und zugleich studentische Probleme. Wahrscheinlich würde ich noch, ohne dass sein Name genannt wird, die Verantwortung für die kultur-politischen Dinge mit w teilen. Gedacht sind monatlich zwei bis höchstens drei Bogen, wenn möglich gruppiert um ein bestimmtes Thema. Die ersten sechs Nummern sollen weitgehend vorbereitet sein, ehe die erste herauskommt. Als Termin ist möglichst der erste Oktober gedacht. x hat sich in einer Unterhaltung mit y sehr begeistert zu der Sache gestellt, und will mich sobald wie möglich empfangen. Es scheint mir, dass die Situation noch nie so günstig gewesen ist und dass wir, wenn überhaupt, jetzt zugreifen müssen. Die Grundlage der Zeitschrift ist selbstverständlich sozialistisch, aber ohne ausgesprochen parteimässige Bindung. z hat sich auch aa gegenüber völlig freie Hand vorbehalten.2 Ich bitte Sie nun, mir möglichst umgehend zu antworten. Ich betone noch einmal, dass wir Sie bis zu ihrer Doktorierung völlig in Ruhe lassen wollen. Selbstverständlich sind alle Einzelheiten noch im Fluss und können von Ihnen weithin mitbestimmt werden.

In der Hoffnung auf eine schnelle zusagende Antwort bin ich
Ihr
ab

Fußnoten, Anmerkungen

1Gemeint sind die Verhandlungen zur Gründung der "e".
2Carl Severing war Vertreter des rechten Parteiflügels der SPD. Trotz der hier von Tillich betonten Freiheit wurden und werden die "Neuen Blätter für den Sozialismus" schließlich als Organ ebenjener Stoßrichtung innerhalb der Sozialdemokratie wahrgenommen.

Register

aDresden
bRathmann, August
cBerlin
dLeipzig
eHeimann (Hg.), Neue Blätter für den Sozialismus. Zeitschrift für geistige und politische G..., 1930
fHeller, Hermann
gSevering, Carl
hKlatt, Fritz
iPflug, Hans
jKassel
kProtte, Alfred
lLeipzig
mHeller, Hermann
nProtte, Alfred
oSchairer, Reinhold
pHeller, Hermann
qKlatt, Fritz
rHeller, Hermann
sKlatt, Fritz
tHeller, Hermann
uKlatt, Fritz
vLöwe, Adolf
wMennicke, Carl August
xSevering, Carl
ySchairer, Reinhold
zHeller, Hermann
aaSevering, Carl
abTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
Privatbesitz August Rathmann
Typ
Postweg
Dresden - unbekannt

Entitäten

Personen

Orte

Literatur

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an August Rathmann vom 27. Februar 1929, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01004.html, Zugriff am ????.

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