Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 29. September 1926

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Der editierte Text

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d. 29)
Liebste a!

Heut habe ich das Billet für Sonntag bis b genommen. Dienstag Abend, so weit ich sehe um 11 bin ich in c. Sei da zu Haus! Das ist besser als auf dem Bahnhof. Und sei von 8 Uhr an zu Haus! Denn es ist nicht ganz unmöglich, daß auch schon um 8 ein Zug in Frage kommt. – d hat geschrieben, daß er mich erwartet. Ich sehe mir also am Montag die Gesolei1 an. – Heut ist e Geburtstag, zu dessen Ehren gf auf die Spitze des Eifelturms ge| fahren sind. Ich lege natürlich weniger Wert auf diese Himmels-Höllen-Fahrt und sitze in einem Café an der Madeleine. Aber wie! Heute ist mein Anzug fertig geworden (kleine Änderungen). Dann habe ich noch ein Hemd und zwei Schlipse gekauft, so daß ich jetzt völlig neu eingekleidet dasitze: Hemd, Kragen, Schlips, Anzug, Mantel, Hut. Sehr gern würde ich noch ein paar Halbschuhe mitnehmen, weil die hier weniger als halb so teuer sind. Das hängt davon ab, ob noch irgendwo her Geld kommt. Sei aber nicht zu erwartungsvoll:| Nichts ist ganz gut. Aber alles besser als das was ich hatte. Für den Winter bin ich jedenfalls versorgt und mehr kann man für 120M nicht verlangen. – – –

Dein Kleid und Hut werden einstimmig gerühmt. Dein Mantel ist höchst fragwürdig und ich wünschte, es kämen zu guter Letzt noch rettende 500 Fr. = 60M{,} wofür man schon wunderbare Dinge haben kann.

Gestern habe ich aus h geschrieben. Der Abend wurde dann noch sehr romantisch. Wir waren in einem Apachen| tanzlokal, das mir i Freund empfohlen hatte. Schon nach 1. Stunde wurden drei Leute von der Polizei abgeführt. Dann kamen Bekannte von j, mit denen ein ehemaliger Freund von "k dem Kind" war, der auch l und alle seine Freunde kannte. Dann gab es vor dem Lokal einen wüsten Kampf zweier Weiber um einen Mann, umgeben von der jubelnden Menge der Dirnen und Zuhälter. Dann ein Kampf zweier Männer, daß die Rolläden fast zerbrachen. Dann drückten wir uns und erlebten nur noch, wie eine völlig betrunkene Dame in ein Auto geladen wurde. m hat unendliche Tiefen, die niemand| ganz kennt. – Ich hab Dich lieb, sehr lieb!

Dein
n

Fußnoten, Anmerkungen

1Eine Ausstellung in Düsseldorf für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen.

Register

aTillich, Hannah
bDüsseldorf
cDresden
dSimons, Hans
eKallen, Elisabeth W.
fSpiegelberg, Friedrich
gSpiegelberg, Rosalie
hVersailles
i???, Ulli
jJessen, Malla
kLothar das Kind
l???, Ulli
mParis
nTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976., bMS 721/2(23)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Paris - unbekannt
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Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 29. September 1926, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00915.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L00915.pdf