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Le Conquet, le 22.8.1926

Liebste Hannah!

Wir hatten zwei böse Regen- und Nebeltage! Man kann sich gar nicht vorstellen, wie dick hier der Nebel sein kann und wie ununterbrochen ein Gefussele vom Himmel fällt. Wir sind trotzdem viel draußen gewesen und haben uns an den Wellen gefreut, die freilich gebrochen durch die Tausend Klippen nicht so unmittelbar heranbrausen wie in Kampen. Aber es war auch kein sehr starker Wind. Zu der äuße| ren Düsterkeit gesellte sich eine innere; wir waren nämlich beide teils erkältet, teils erschöpft, und bei mir schlug das auf den Magen, so daß ich einen Tag fasten mußte. Heut ist alles wieder gut, innen und außen, strahlendes Wetter und voller Frische. – Gestern kam Dein Geburtstagsbrief1] (No. III!) mit den Briefen von Büchsel, Margot, Heinrich, und der Nachricht seiner Anstellung. Die anderen folgen hoffentlich nach. Wir haben noch mal (zum dritten Mal) an alle Postämter geschrieben. Hab jedenfalls Tausend Dank für jeden Brief! Alles was Du schreibst, macht mich so glücklich. Leider wird Deine Schrift immer schwerer zu lesen. Versuchs mal wieder! – Heut haben wir uns eine kleine Schippe gekauft und richtig gegraben. Aber schon nach 2 Stunden hatte die Vollmond-Sprengflut alles weggerissen. Jetzt bauen wir auf der Düne, der größten Seltenheit dieser Gegend. Heut gibt es sogar Badegäste weil Sonntag Nachmittag ist. – Die Flut war fabelhaft, und dabei kaum Wind – das ist hier weit stärker als an der Nordsee. – Diese Bilder und die Karten dabei sollen Dir unser Chateau-Schlößchen zeigen! Leb wohl und schreib' mir oft!!

In großer Liebe
Dein Paul.

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