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D. 16.

Liebste Hannah!

An einem Tage kamen drei Briefe und das Telegramm1], Ich kann mich gar nicht von dem Entzücken über die 4 Worte "tout va bien Jeanne"2] erholen. Hab 1000 Dank! Und dann für alles, was in den Briefen steht und die Bilder von Erdmuthe – Ich freue mich so über jedes Wort von Dir und ihr!

Es war gut und klug, daß Du Kathrin und Liesel eingeladen hast. Ich sorge mich nur, daß es Dir die heißersehnte Zeit der Einsamkeit ganz nimmt. Jetzt sitze ich im Schnellzug nach Brest. Heut früh um 5 3/4 (!!) haben wir unsere Belle-Ile verlassen und fahren nun nach Le Conquet, Hotel Beauséjour (Finisterre)

Der Fehler der letzten| Gegend war die dem offenen Meer abgewandte Seite unseres Wohnortes Le Palais und die Unmöglichkeit an der anderen wilden Seite zu Wellen-Bädern zu kommen, weil die Klippen hoch, wild und gefährlich sind. Jetzt kommen wir zu normalem Sandstrand, worauf wir uns sehr freuen.

Landschaftlich ist die Belle-Isle außerordentlich. Ich schicke Dir noch ein Album. Der Kampf der schweren ozeanischen Wellen mit den Felsen, das Stürzen und Spritzen und Klettern und Wieder-Eingeschlürftwerden der Wasser ist unbeschreiblich. Ich bin sehr viel die Klippen herauf und herunter geklettert.

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Die Gummisohlen der weißen Schuhe saugen sich an den Fels und ich bin ohne Mühe fast senkrechte Wände herauf- und heruntergegangen. Ob das nicht auch für Bergsteiger statt der Nagelschuhe einzuführen wäre? Eckart war fabelhaft beweglich trotz seines Beines, Christian sehr schwerfällig. Trotz alles Zuredens wollte er nicht mehr mit nach Le Conquet. Aber wenigstens davon haben wir ihn abgebracht, daß er jetzt noch zu Hilde fährt. Ich soll sie Anfang Oktober trauen. – Mit Eckart war ich bei einer fabelhaften, mythologischen Höhle im Meer| viel großartiger als die blaue Grotte, erfüllt von ungeheurem Wellengetöse, überdacht von riesigen Blöcken, an der Grenze des Erträglichen vor Unheimlichkeit. Dabei wundervolle, Capri-hafte Farben.

Gestern sah ich eine Horde Thun-Fische und habe fast geweint im Gedanken an Dich.

Menschen haben wir gar nicht kennengelernt. Ich bin sehr froh über diese Störungslosigkeit. Mit Eckart ist es entzückend zu reisen. – Heut früh die Überfahrt im Morgennebel zwischen Fischerbooten ohne Wind mit breiten, müden Wellen war herrlich!!

Ich liebe Dich und danke Dir
Dein Paul.

[In Le Conquet angekommen: Herrlich!]

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