Der editierte Text

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D. 16.ten
Liebste a!

An einem Tage kamen drei Briefe und das Telegramm.1 Ich kann mich gar nicht von dem Entzücken über die 4 Worte "tout va bien Jeanne"2 erholen[.] Hab 1000 Dank! Und dann für alles, was in den Briefen steht und die Bilder von b! – Ich freue mich so über jedes Wort von Dir und ihr!

Es war gut und klug, daß Du {c} und d eingeladen hast. Ich sorge mich nur, daß es Dir die heißersehnte Zeit der Einsamkeit ganz nimmt. Jetzt sitze ich im Schnellzug nach e. Heut früh um 5 ¾ (!!) haben wir unsere f verlassen und fahren nun nach g, Hotel Beauséjour (h)

Der Fehler der letzten| Gegend war die dem offenen Meer abgewandte Seite unseres Wohnortes i und die Unmöglichkeit an der anderen wilden Seite zu Wellen-Bädern zu kommen, weil die Klippen hoch, wild und gefährlich sind. Jetzt kommen wir zu normalem Sandstrand, worauf wir uns sehr freuen.

Landschaftlich ist die j außerordentlich. Ich schicke Dir noch ein Album. Der Kampf der schweren ozeanischen Wellen mit den Felsen, das Stürzen und Spritzen und Klettern und Wieder-Eingeschlürftwerden der Wasser ist unbeschreiblich. Ich bin sehr viel die Klippen herauf und herunter geklettert|

Die Gummisohlen der weißen Schuhe saugen sich an den Fels und ich bin ohne Mühe fast senkrechte Wände herauf- und heruntergegangen. Ob das nicht auch für Bergsteiger statt der Nagelschuhe einzuführen wäre? k war fabelhaft beweglich trotz seines Beines, l sehr schwerfällig. Trotz alles Zuredens wollte er nicht mehr mit nach m. Aber wenigstens davon haben wir ihn abgebracht, daß er jetzt noch zu n fährt. Ich soll sie Anfang Oktober trauen. – Mit o war ich bei einer fabelhaften, mythologischen Höhle im Meer| viel großartiger als die blaue Grotte, erfüllt von ungeheurem Wellengetöse, überdacht von riesigen Blöcken, an der Grenze des Erträglichen vor Unheimlichkeit. Dabei wundervolle, Capri-hafte Farben.

Gestern sah ich eine Horde Thun-Fische und habe fast geweint im Gedanken an Dich.

Menschen haben wir gar nicht kennengelernt. Ich bin sehr froh über diese Störungslosigkeit. Mit p ist es entzückend zu reisen. – Heut früh die Überfahrt im Morgennebel zwischen Fischerbooten ohne Wind mit breiten, müden Wellen war herrlich!!

Ich liebe Dich und danke Dir
Dein q

[In r angekommen: Herrlich!]


Fußnoten, Anmerkungen

1Diese Schreiben liegen nicht vor.
2Übersetzung: "Alles ist gut, Hannah"

Register

aTillich, Hannah
bFarris, Erdmuthe
cK¿¿¿
dLisel
eBrest
fBelle-Île
gLe Conquet
hFinistère
iLe Palais
jBelle-Île
kvon Sydow, Eckart
lHerrmann, Christian
mLe Conquet
n???, Hilde
ovon Sydow, Eckart
pvon Sydow, Eckart
qTillich, Paul
rLe Conquet

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976., bMS 721/2(23)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Brest - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 12. August 1926
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 19. August 1926

Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 16. August 1926, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00890.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L00890.pdf