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Berlin-Friedenau , den 07.06.1920

Eben erhalte ich auch Ihre Karte vom 5. VI. Sie hat sich mit meinem Brief gekreuzt. Ich sende anbei den Brief des Herrn Reyer zurück. Seine Arbeit gehört unbedingt in den Plan, wie er nach meiner Überzeugung sich gestalten muß. Doch bitte ich von einer Stellungnahme im Einzelnen noch Abstand nehmen zu dürfen, da diese von dem Gesamtplan durchaus abhängig ist. So scheint mir z.um B.eispiel eine Verkürzung dadurch möglich zu sein, daß diese Arbeit sich mit derjenigen über „kritische Methode“, die ja ganz unentbehrlich ist, ergänzt. Außerdem halte ich es für unbedingt erforderlich, daß jedes Manuskript vorher auf Geeignetheit für die „Wege“ von uns geprüft und eventuell zur Umarbeitung zurückgesandt werden kann. Dadurch entgehen wir der Nötigung, die zu einer Ergänzungsreihe geführt hat. Ich werde mir den Vorschlag erlauben, daß wir die Ergänzungsreihe ganz aufgeben. Sie stört zweifellos die Einheitlichkeit des ganzen Unternehmens. Statt dessen scheint es mir darauf anzukommen, die bisherige etwas planlose Art der Auswahl in eine ganz klare Systematik der Auswahlprinzipien zu verwandeln. Die Grundlage kann nicht andres sein als das System der Wissenschaften, in dem ja sämtliche Gegenstände der Erkenntnis systematisch enthalten sind. Nun meine ich nicht, daß diese Systematik als solche in den Heften zum Ausdruck kommen soll; jedes Heft soll selbständig sein; aber sie soll im Hintergrund stehen und das Ganze leiten und vereinheitlichen. Es soll auch nicht gesagt sein, daß Vollständigkeit verwirklicht werden muß; aber sie soll ermöglicht werden; es soll an diesem Leitfaden jederzeit möglich sein, jedes auftauchende Problem zwanglos in den Rahmen des Ganzen einzuordnen. In diesem Sinne bin ich jetzt an der Ausarbeitung des Planes, z.um T.eil mit ausführlicher Inhaltsangabe der Probleme. – Ich stehe mit der Ministerialstelle für Volkshochschulen in ständiger Fühlung und Zusammenarbeit; es wird von dorther für unsere „Wege“ großes Interesse entgegengebracht, und ich bespreche die Dinge ständig mit dem betreffenden Referenten. Die dadurch verlängerte Zeit wird, denke ich, der Sache und ihren Verbreitungsmöglichkeiten sehr zu Gute

Hochachtungsvoll
Dr. P. Tillich.

Ich werde einen Abzug des Entwurfes an Sie und einen an Herrn Albers senden.

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