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Bieuxy d. 4. Mai. 1915.

Lieber Papa!

Beiliegend schicke ich meinen kurzen Bericht an den Feldpropst . Du kannst daraus ersehen, was wir so zu weilen schuften müssen. Nur Pfingsten noch mal ein mächtiger Anlauf und dann in ruhigem Gleise weiter. Gestern Nachmittag kam die erste Nachricht von dem Durchbruch in Galizien1]; hoffentlich ist es das, was wir hier alle denken, der Anfang vom Ende; näheres ist bis jetzt noch nicht bekannt. – Es sind hier herrliche Tage; die Natur unvergleichlich schön; aber das Beste fehlt – – – Von unserer Reise2] wird Dir ja Greti erzählen. Jeder Tag war etwas Besonderes und das Ganze ein Traum, so schön, daß es kaum Wirklichkeit sein kann. Am Rhein dachte ich immer wieder an unsere damalige Reise; von Rüdesheim sah ich herüber nach Bingerbrück, wo wir damals Ohligsberger tranken. – – – | Daß Greti jetzt in Freiburg ist, wird Dir wohl Freude machen. Ich ängstige mich etwas wegen der Fliegerbomben. Sie hat Dich sehr lieb und viel Vertrauen zu Dir. Das ist mir eine sehr große Freude.

Mein Geist ist eingetrocknet wie eine Pfütze; ich weiß nicht, was das noch werden soll; selbst die Freude an Abstraktion ist hin. Es kommt einem alles so gleichgültig vor. – – –

Bitte sieh mal sofort nach, ob Du 150 M für November von der Feldpropstei bekommen hast; wenn nicht, tue gar nichts; wenn ja, schreibe oder telephoniere es ans Büro der Feldpropstei; das Büro hat bei mir angefragt; ich habe nichts bekommen.

Herzlichen Gruß Euch allenDein tr. .
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