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11.I.08.
Halle (Saale). Goebenstr. 21.

Lieber Paul!

Ich muß gestehen, ich bin sehr erschrocken bei der Nachricht von Deinem Kranksein; Hans Balke teilte sie mir vorhin mit. – Was fehlt Dir eigentlich, u. wie entwickelt sich die Krankheit? Ist es nur eine starke Erkältung? – Ich würde mich freuen, wenn ich bald darüber genaueres hören könnte!

Hoffentlich geht alles rasch u. gut vorüber, sodaß Du nicht allzulange an's Bett gebunden u. zur Untätigkeit gezwungen bist. Um Dir "in gewisser Weise" ein äußeres Zeichen meiner Teilnahme zu geben u. Dir eine Freude zu machen, schicke ich Dir eine Vergrößerung des Typs, das ich| von Büchsel, v. d. Smissen u. Heinzelmann gemacht habe, mit. Es ist ziemlich geraten u. haltbar; Du kannst Dir's einrahmen lassen. Wie alle Photographien darf es nicht zu sehr dem Sonnenlicht ausgesetzt werden. Aufziehen darf es nur ein Photograph, da das Bromsilber-Papier besonders behandelt sein will.

Für Deine freundl. Geburtstagswünsche sage ich Dir herzl. Dank; sie gehörten zu den wenigen, die schon am 5. kamen.

Ich sollte Dir nun eigentlich noch auf Deinen "Weihnachtsbrief" antworten u. auf das Einzelne eingehen, zumal Du am Schluße jenes Briefes selber darum bittest.| Aber, Du wirst mich gewiß von dieser Pflicht entbinden; es berührt mich alles zu persönlich, sodaß mir's schwer würde, in aller Ruhe darüber zu discutieren, wie man etwa über das Wetter spricht u. anderes ähnlicher Art. Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll, Du wirst mich aber gewiß verstehen.

Was Du sagst, ist gut u. richtig, nur geringe Ausstellungen habe ich dazu zu machen, die ich bei Gelegenheit noch vorbringen werde.

Kurz gesagt: Über Deinen Weihnachtsbrief habe ich mich sehr gefreut, wie überhaupt über jedes Lebenszeichen, das ich von Dir erhalte. Was Du mir geschrieben hast, hat mir viel zu denken gegeben. Und| somit war Dein Brief nicht vergebens geschrieben.

Ich will für heute nicht mehr schreiben, da mir meine Arbeiten nicht die Zeit lassen; ich hätte überhaupt mit dem Schreiben noch gewartet, wenn nicht plötzl. dieser äußere Anlaß gekommen wäre.

Nun Schluß! – Ich habe nur den einen u. aufrichtigen Wunsch, daß Du recht bald wieder ganz gesund u. munter seinwerdest mögest, u. bleibe in Treue

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