Brief von Lorenz Bertheau an Paul Tillich vom 5. November 1907

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Der editierte Text

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a, d. 5.11.07. Neckarhalde 22.
Lieber b!

Endlich! Inzwischen haben wir den Rundbrief bekommen und weitergegeben. Also vielen herzl. Dank für die Typs und Deinen l. Brf.1 Bei dem Chargiertentyp bin ich freilich im unklaren, ob ich es schon bezahlt habe, ob Du es etwa in unverzeihlicher Verschwendung allen dediciert hast, ob Du es vielleicht nur mir aus bes. Zuneigung dedicierst, oder ob ich es noch bezahlen soll u. wieviel u. an wen ich dann schicken soll??? Über diese Hauptprobleme bin ich, wie über so manches völlig im Unklaren u. bitte um frndl. Auflösung in der nächsten Nummer. O, c! Diese Gegend! Diese Herbstpracht in Wald u. Feldern! Diese Berge und Thäler! Alles so wie früher! – ich da mitten drin so stumm. Doch ich will nicht wieder nach auswärts klagen, sonst bekomme ich von d mit einemal die ent| spechende Antwort darauf! Sonderbarerweise kann er sich garnicht mehr vorstellen, was für Briefe er damals nach e geschrieben hat. Es wäre je auch schlimm, wenn der Mensch sich nicht allmählich reclimatisierte. Und das wird einem Schwaben in f eben leicht und einem Ausländer schwer. Seit heute ist die גלה eigentl aufgeflogen, denn g u. h essen nun mit dem Activen i auf dem Haus. j, mit dem ich nun noch allein im Vereinshaus die Hallenser Tradition festhalte, muß nach Tisch immer 1 Stde schlafen laut ärztl Verodnung. So will ich denn mit Dir noch etw. klöhnen ehe mich d k v l verschlingt, (denn umgekehrt würde d Bild nicht passen). m ist ein feiner Kerl u. seine Dogmatik ist einfach blendend. Er setzt freil. viel Philosophie voraus. Und so gingest Du besser hinein, als ich. Aber man lernt auch viel| Philosophie u. bekommt ordentl. Lust, sich dahinein z vertiefen. Im Seminar ist er menschlicher. Die Archäologie des 4. Evangeliums ist interessant aber eigentl. ganz leicht. n wüste Lebhaftigkeit ist bewunderungswert, sie nimmt einen aber einfach mit. Sein Gegenbild ist eigentl. o mit seiner sterblichen Langenweile, doch braucht er garnicht solche Folie. p genügt schon dazu. Er ist nicht langweilig nur überaus vorsichtig, umständl., gründl. u. liebenswürdig. Seine große Genauigkeit i. d. Exegese wird aber nicht langweilig, weil er nicht nur spricht, sondern auch etw. sagt. Man bekommt allerdings eine andere Art Auslegung des Röm. als b q aber sie ist auch geistvoll. r verschont uns noch mit seiner Weisheit. Ebenso wartet mein homiletisches Proseminar scheints noch immer auf weitere Teilnehmer; denn der {"Stifts-Kuie"} hat mir noch immer nicht die feierliche Anzeige des Herrn Repetenten s gebracht. So bin ich noch nicht ganz im Semester Tretrad drin. Aber es geht schon so seinen unaufhaltsamen Lauf und man wird jeden Tag 2 Tage älter, um das was man dann in| den Tagen seiner Activität versäumt hat, schleunigst nachzuholen. I der Verbindung bin ich eigentl. erst 2x gewesen. D. Antrittskneipe war noch im Felsenkeller, dann noch auf einer Inofficiellen in der Stadt. Das Haus ist ja nun fertig wie es scheint. Ich war erst einmal dort. Sonnabend ist d Einweihung, d wir mitmachen müssen. D.h. wir müssen das Bier der ll.BB. u. den Wein für d Damen bezahlen. Das wird wohl die Hauptausgabe dieses ganzen Semesters für mich werden. Eigentl. sollte man für das Geld in den Tagen eine Schweizerreise machen. D Familienabende waren typisch. Ich war bisher b t in {Flora}. Vorgestern konnten d Leute nicht einmal u von v z. Ende hören. D letzten 15 Seiten las ich denn w auf seiner Bude vor. – Doch, was tue ich schon wieder?! Ich darf ja nicht lästern! Selbstverständlich sind auch sehr nette Leute in der Verbindung. Überhaupt hat es allen Anschein das sie ganz "hallensisch" wird im Laufe einiger Tage. Ach, Kerl! es ist ein Jammer! Grüß den x v. y. Ersterer vergilt Böses mit Bösem. Tu das nicht! gelt? Also schreib mal!

Dein tr. z.

Fußnoten, Anmerkungen

1Nicht überliefert.

Register

aTübingen
bTillich, Paul
cTübingen
dFritz, Alfred
eHalle (Saale)
fSchwaben
gFritz, Alfred
hPfisterer, Immanuel
iSchubert, Daniel
jSchetelig, Wilhelm
kKittel, Biblia Hebraica, 1906
lHessig, O.
mSchlatter, Adolf
nSchlatter, Adolf
oGrill, Julius
pHäring, Johann Theodor von
qLütgert, Wilhelm
rWurster, Paul von
sKiefer
tFritz, Alfred
uStorm, Das Fest auf Haderslevhuus, None
vStorm, Theodor
wFritz, Alfred
xKilger, Albert
yGräber, ???
zBertheau, Lorenz

Überlieferung

Signatur
Deutschland, Marburg, Philipps-Universität Marburg, Deutsches Paul-Tillich-Archiv, 008B
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Tübingen - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Lorenz Bertheau an Paul Tillich vom 19. August 1907

Entitäten

Personen

Orte

Literatur

Zitiervorschlag

Brief von Lorenz Bertheau an Paul Tillich vom 5. November 1907, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00236.html, Zugriff am ????.

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