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Gießen, d. 4 Mai 05.

Lieber Leibfux!

Für Deinen l. Brief, auf den ich schon lange gewartet hatte, herzl. Dank. Es macht mir Freude, daß Du Dich, wie Du schreibst, von Deiner Krankheit1] wieder so ziemlich erholt hast und daß es Dir in Tübingen recht gefällt;. Vielleicht – nach Deinem Schreiben sogar wahrscheinlich – hast Du es in Tübingen besser gefunden, wie ich hier in Gießen. Denn mir gefällt es hier nicht besonders gut. Ich kann mich in den hiesigen Betrieb nicht mehr gut reinfinden.

Es bestehen 2 Parteien hier in der Verbindung, die eine ist die Urgießener| (das sind fast lauter Leute, die noch nicht weiter gekommen sind wie G.) die andere ist die sogenannte Hallenser Partei, erstere betont mehr das Äußere, zweite mehr das Innere. Ich kam hierher mit dem festen Entschluß den Urgießener darzustellen, aber bald merkte ich, daß ich in meinen Anschauungen der 2. Partei nähere stehe. Landmann u. Diehl stehen vollständig auf dieser Seite. Von letzterer Partei wurde ich auch vorige Woche zum xx2] vorgeschlagen. Da sich aber das Leibburschenkolleg in der Mehrheit aus G Leuten der G. Partei zusammensetzte blieb man beim alten xx. Aus der Cammer lasse ich mich nicht vorschlagen. Selbst wenn ich vom Leib.Burschen.Convent. vorgeschlagen worden wäre, hätte ich die Charge wahrscheinlich doch nicht genommen. Das habe ich auch gleich, als ich vor| geschlagen wurde, gesagt. Ich habe viel zu viel zu thun, als daß ich noch eine Charge annehmen könnte.

Kolleg habe ich ja nur 14 Stunden, aber 4 Seminarien (in 2 ordentl. Mitglied) u. 2 Repetitorien, die machen einem zu schaffen.

Auf die Wartburg komme ich voraussichtlich nicht. Ich habe ja ein Wartburgfest mitgemacht u. ich sehe nicht ein, warum ich 40-50 M, die ich sonst nötiger brauchen kann, so verarbeiten soll, zumal ich auch Pfingsten wieder ganz gern einmal zu Haus bin. Von der Verbindung gehen etwa 20 Leute hin.

Wie geht es Kaumann u. Blech? ¿¿¿ u. ¿¿¿ waren mit den anderen Marburger Füxen auf unserer Receptionskneipe, wie Du wohl auch aus meiner Karte3] hast schließen können. Stieglitz soll in Marburg| beim Verein. Deutscher. Studenten. sein. Morgen ist in Marburg Reception, unsre Confuxia4] wird auch officiell vertreten sein.

Herzl. Gruß
Dein tr. Lbb. Gerich, Drei Wingolfszirkel !

Eines möchte ich Dir noch empfehlen, sage über die Verbindungangeleg. die ich oben schrieb, besonders was mich angeht, nichts weiter.

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    Personen:

    Orte:

    Literatur:

    • Tillich, Paul, Impressionen und Reflexionen (GW XIII) 
    • Tillich, Paul, Ein Lebensbild in Dokumenten : Briefe, Tagebuch-Auszüge, Berichte (EW V), hg. von Renate Albrecht, Margot Hahl, Stuttgart 1980. 
    • Neugebauer, Georg, Δι᾽ ἑνὸϛ πάντα – Tillich im Wingolf. In: International Yearbook for Tillich Research 11 (2016), 149–173.