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Gießen, den 26. VI. 1905

Lieber Leibfux!

Schon fing ich an Dir Dein langes Schweigen auf meinen Brief von Ende Mai übel zu nehmen, als ich plötzlich am Donnerstag durch Schaffts Freundlichkeit die Nachricht von einem Rückschlag Deiner Krankheit und einer zweiten Operation bekam. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich Dir natürlich, anstatt auf| einen Brief von Dir zu warten, lieber einen zweiten geschrieben. Ich dachte, Du seist wieder vollständig hergestellt u. kämst vor lauter Betrieben wie Reiten, Tanzen u. s. w. nicht dazu, mir einmal zu schreiben. Dem war also nicht so. Hoffentlich hast Du nun die Operation glücklich überstanden u. erholst Dich recht bald so, daß Du womöglich auf unser Stiftungsfest oder vielleicht auf dem Nachhausewege über Gießen kommen kannst.

Koch erzählte mir, daß Herr Spicker in Berlin auch | an den Ohren operiert worden sei. Die Sache sei damals sehr gut abgelaufen u. die Operation gut u. schnell ausgeheilt. Hoffen wir also, daß es bei Dir ebenso schnell geht. Ich bedauere sehr, daß Du von dem Tübinger C.C.1] so wenig haben kannst. Vielleicht bleibst Du das dritte ev. auch noch das vierte Sem. noch dort; dann könntest Du ja nachholen, was Du jetzt infolge Deiner Krankheit entbehren mußt. Wie geht es denn Kaumann u. Blech? Sie besuchen Dich wohl manchmal.|

Zum Schluß gute Besserung u herzl. Gruß

Dein tr. Lbb.
Gerich, th. Drei Wingolfzirkel. Gießen, Berlin. Das dritte unklar.
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