Der editierte Text

|

1Hannah (Details anzeigen)!

Lange habe ich nichts von Dir gehört, teils weil Du lange nicht geschrieben hast, teils weil in diese Zeit mein Umzug von Rügenwaldermünde (Details anzeigen) nach Dändorf (Details anzeigen) fiel, und ich meine Briefe hierher nicht direkt nachschicken, sondern in Berlin (Details anzeigen) von Frl.Zöchl (Details anzeigen) (die unser Haus bewacht) in ein Kuvert stecken lasse; Du mußt auch dahin schreiben... Die Sturmtage haben etwas auf meine Lunge gewirkt, so daß ich mich jetzt nicht ganz auf der Höhe fühle; aber ich bin hier in besten Händen: Ein Häuschen direkt am Bodden, mit herrlichem Blick, das Meer 50 Min. entfernt schöner Weg; die Verpflegung erstklassig; Ilsemargot (Details anzeigen) verhältnismäßig vernünftig, sitzt jetzt neben mir im Strandkorb und {lernt Philosophie}. Ich denk an die Trauertage zurück, die durch Frau Apelius [sic!] (Details anzeigen), die wie eine gütige Fee für mich sorgte, wundervoll gestaltet wurden. (Der Münchener Maler (Details anzeigen) ist übrigens ihr Vetter). Ich sagte ihr einiges von Dir und las ihr dies und jenes vor; sie war begeistert von Dir| und bewegt durch unser Schicksal. Ach Hannah (Details anzeigen), noch die entferntesten Wirkungen Deiner Seele schaffen Dir Freunde; wie sehr unwürdig Deiner fühle ich mich dann! – Es ist klüger, wenn Du Dox (Details anzeigen) wegen Marie Luise (Details anzeigen) nicht zu beeinflussen suchst. Das erwirkt in ihm, wie ich ihn kenne, immer negative Reaktionen. – Hannah (Details anzeigen), ich glaube, an Dir hängt mein Werk; bist Du da, habe ich nichts nötig, als Meer und Kunst; bist Du weg, nehmen mich die Menschen; Du bist meine Ruhe, aber nur meinem Menschen-Dasein; meinem Geist bist Du die höchste Unruhe, die Triebkraft, die ans Unendliche führt. Hannah (Details anzeigen), ich bin nur wenig ohne Dich; aber viel mit Dir; ich kann alles werden durch Dich. – Viele Forderungen liegen auf mir, Vorträge, Kolleg, etc; sie drücken mich und ich bin noch nicht stark genug für sie; das ist so schlimm, wenn mehr von einem verlangt wird, als man leisten kann; bist Du da, Du heiß, Du unsäglich Geliebte, so kann ich alles.


Fußnoten, Anmerkungen

1 Am oberen Rand des Briefes wurde von fremder Hand (wahrscheinlich Hannah Tillich (Details anzeigen)) „Sept. 20“ vermerkt.

Register

aTillich, Hannah
bTillich, Hannah
cRügenwaldermünde
dDändorf
eBerlin
fZöchl, Fräulein
gIlse-Margot
hAppelius, Hildegard
iErbslöh, Adolf
jTillich, Hannah
kWegener, Carl Richard
lWerner, Marie Luise
mTillich, Hannah
nTillich, Hannah

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/2(16)
Typ

Brieffragment, eigenhändig

Postweg
unbekannt - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von August 1920
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von September 1920

Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von September 1920, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01377.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

{{Internetquelle |url=https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01377.html |titel=Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von September 1920 |werk=Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition. |hrsg=Christian Danz, Friedrich Wilhelm Graf |sprache=de | datum= |abruf=???? }}
L01377.pdf