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Berlin-Friedenau, Taunusstr. 1, den 13.03.1920

Liebe, liebe Freundin!

Nun habe ich soviel gesprochen, daß ich jetzt nur das eine sagen will: Als ich auf dem Bahnhof eine halbe Stunde wartend auf- und abging, da war mir alles anders und viel, viel schöner geworden; ich freute mich an den Zügen, die vorbeifuhren, und den hellen Fenstern der Häuser, an dem Dampf der Bahn und dem kalten Himmel, an mir selbst und über allem andern: an Dir! Ich lachte nicht, aber mein Herz lachte, und die Welt lachte mir entgegen. Und dafür: Hab dank! Und nun die Bitte: Komm schon Sonnabend zu mir, um 7 Uhr. Ich sehne mich nach Dir! Du fährst 6 Uhr 29 in Neukölln ab, steigst in Schöneberg um in den Zug nach Westend bis Wilmersdorf-Friedenau, gehst durch die Sieglindestr. zur Kaiserallee, diese bis zum Friedrich-Wilhelmplatz, dort die erste Qwuerstr. rechts ist die Wilhelmstr.; die gehst Du ein Haus weit; dann ist links schon die Taunusstr. 1; wo wir 2te wohnen; Du gehst 5 Minuten. Komm wenn irgend möglich, nicht später, denn solches Warten ist so schwer.

Ich freue mich auf Dich.
Dein P. T.
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