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den 01.01.1920

¿¿¿ ... ¿¿¿den goldenen Reifen behalte ich; er ist das Symbol der Einheit, die höher ist, als die irdische Scheidung; ich werde am Montag einen goldenen Fingerring dazu legen, den ich seit einem Jahr für Dich nur trug. Ich werde still und einsam werden, wenn nicht das Blut mich dann und wann in wilde Strudel treibt.

Wie unsere empirische Gemeinschaft sich gestalten wird, weiß ich nicht; viel hängt davon ab, wo Ihr wohnen werdet. Wenn Ihr nach Berlin kommt, so werden wir uns oft sehen, und Deines Kindes Werden miteinander erleben. Wenn Ihr fern seid, so werden wir uns schreiben, ohne die Qual und Seligkeit des Hoffens, ruhig gebend, ruhig nehmend.

Mein menschliches Leben ist nun zerbrochen nach allen Richtungen, in Vergangenheit und Zukunft. Ich ahnte, daß es so werden | würde, als ich aus dem Krieg kam und dem Todesurteil über unsere ganze Generation entgangen war; ich ahnte, daß nun das Leben nicht mehr persönliches Glück sein könnte. Ich schrieb es in der Champagne-Schlacht an meinen Vater. Ich hatte Recht.

Ich kann nun nicht mehr, sonst müßten die Tränen aus meinen Augen stürzen und die Schrift verwischen. Leb‘ wohl mein süßes Leben! Lebe Dein Leben, stark, klar, rein; und ich werde meines leben, hart, wild, ringend! Und unser beider Leben und ihre gegenseitige Einheit soll zu Gottes Ehre sein, auch durch Schuld und Irrtum hindurch.

Leb´ wohl!
Paul.
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