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den 01.12.1921

Liebe liebe Hannah!

Dein Brief hat mich tief erschüttert; weniger der Deiner Mutter; das sind Wellenbewegungen. Aber Dein Brief an Albert. Damit hast Du die Voraussetzung, auf der alles stand, und die Du selbst am Energischsten aufrechterhalten wolltest, preisgegeben. Ich übersehe noch nicht die Konsequenzen; jedenfalls wirdDeine Auseinandersetzung zwischen Albert und mir nun zur unabweislichen Notwendigkeit. Ich fürchte mich nicht davor; denn ich kann ihm ruhig in die Augen sehen. Aber ich fürchte, | daß unsere Lage nach außen hin unendlich dadurch erschwert ist. Selbstverständlich mußt Du, wenn er es irgend will, Albert Weihnachten sehen. Im ersten Impuls wollte ich sofort kommen; aber es ist nötig, daß ich bis Mittwoch bleibe; ich erzähle Dir dann, welches der tiefste Grund ist. Nur eine Bitte: Tue und schreibe nichts Wesentliches mehr, bis ich da bin! – Ich war gestern in „King Lear“ und bin noch fast zerbrochen daran. Wer Schicksal hat, kann Schicksal sehen. Mein ungewisses Dasein steht auf den Zügen Deiner Briefe. Mein inneres Dasein suche ich zu verankern in Gott und dem ewigen Schicksal.

Dein Paul.
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