Liebe liebe Hannah!
Dein Brief hat mich tief erschüttert; weniger der Deiner Mutter; das sind Wellenbewegungen.
Aber Dein Brief an Albert. Damit hast Du die Voraussetzung, auf der alles stand, und die Du selbst am
Energischsten aufrechterhalten wolltest, preisgegeben. Ich übersehe noch nicht die
Konsequenzen; jedenfalls
wirdDeine Auseinandersetzung zwischen Albert und mir nun zur unabweislichen Notwendigkeit.
Ich
fürchte mich nicht davor; denn ich kann ihm ruhig in die Augen sehen. Aber ich fürchte,
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daß
unsere Lage nach außen hin unendlich dadurch erschwert ist. Selbstverständlich mußt
Du, wenn er es irgend
will, Albert Weihnachten sehen. Im ersten Impuls wollte ich sofort kommen; aber es ist nötig, daß ich
bis Mittwoch bleibe; ich erzähle Dir dann, welches der tiefste Grund ist. Nur eine Bitte: Tue und schreibe
nichts Wesentliches mehr, bis ich da bin! – Ich war gestern in „King Lear“ und bin
noch fast zerbrochen
daran. Wer Schicksal hat, kann Schicksal sehen. Mein ungewisses Dasein steht auf den
Zügen Deiner
Briefe. Mein inneres Dasein suche ich zu verankern in Gott und dem ewigen Schicksal.