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den 11.04.1922

Hannah!

Du hast Recht, daß es besser ist, nicht gleich zu antworten, damit nicht das, was ich sage, zur Dialektik wird.

Meine erste Antwort soll nun die sein, daß ich Dir das Kostbarste schicke, was ich habe, meine Bibel, die ich zum ersten Geburtstag bekam, aus der ich gelesen habe die ersten Schauer der erwachenden Frömmigkeit, bei der ich Trost suchte in den Qualen der Pensionszeit, aus der ich mich zum Theologen herannährte in der Schule und zu Haus, die mich erschüttert hat in allen großen | Stunden meines Lebens – bis zum Krieg; die ich dann innerlich verlor, und die ich jetzt wiedergewinnen will durch Dich. – Ich bitte Dich, hüte sie gut, und bestimme, daß ich sie wiederbekomme, wenn Du stirbst oder von mir gehst. Hereinschreiben kann ich nichts, aber einst soll Dein Name und der Deiner und meiner Kinder darin stehen. – Ich schicke Dir mehr als den Ring, den Du erbatest – heut, wo ich in Verzweiflung, Bitterkeit und Haß mit Dir ringe.

Am Dienstag der Leidenswoche.

Dein Paul.
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