Der editierte Text

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1b!

Du hast Recht, daß es besser ist, nicht gleich zu antworten, damit nicht das, was ich sage, zur Dialektik wird.

Meine erste Antwort soll nun die sein, daß ich Dir das Kostbarste schicke, was ich habe, meine Bibel, die ich zum ersten Geburtstag bekam, aus der ich gelesen habe die ersten Schauer der erwachenden Frömmigkeit, bei der ich Trost suchte in den Qualen der {Pensions}zeit, aus der ich mich zum Theologen herannährte in der Schule und zu Haus, die mich erschüttert hat in allen großen| Stunden meines Lebens – bis zum Krieg; die ich dann innerlich verlor, und die ich jetzt wiedergewinnen will durch Dich. – Ich bitte Dich, hüte sie gut, und bestimme, daß ich sie wiederbekomme, wenn Du stirbst oder von mir gehst. – Hereinschreiben kann ich nichts, aber einst soll Dein Name und der Deiner und meiner Kinder darin stehen. – Ich schicke Dir mehr als den Ring, den Du erbatest – heut, wo ich in Verzweiflung, Bitterkeit und Haß mit Dir ringe.

Am Dienstag der Leidenswoche.

Dein c.

Fußnoten, Anmerkungen

1 Am oberen Rand des Briefes wurde von fremder Hand (wahrscheinlich a) "11.4.1922 – Mittags?" vermerkt.

Register

aTillich, Hannah
bTillich, Hannah
cTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/2(18)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
unbekannt - unbekannt
voriger Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von September 1921
nächster Brief in der Korrespondenz
Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich von September 1920

Entitäten

Personen

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 11. April 1922, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01326.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L01326.pdf