|
den 01.12.1920

Geliebte, Gehaßte, Wahnsinnige!

Ich bin hinausgegangen in den Föhn, und wie er brausend durch die dürren Kiefern fuhr, da wußte ich: Er ist es, der Sturm in das Blut und Glut in die Adern treibt; er der Föhn der Natur und unseres Lebens, der uns heut geschüttelt hat, der mich noch nicht wieder losgelassen hat, der mich durchraste bei jedem Schritt unter den stahlblauen, eilenden Wolken, der mich erschüttert in den Grundfesten meiner neu gewonnenen Ruhe, der alles sprengen will und mich zum rasenden Gott macht, zum Schöpfer und Herren der Welt. Und als ich im Geiste Dir danken wollte, daß Du mir neuen Blut-Glauben an mich ins Blut gespritzt hast, als ich Dir danken wollte, da verbot es mir mein Dämon, mein Götterstolz und sprach zu mir: Schlage sie, daß sie Dir die| nen muß, und wenn sie Dir dient, dann schlage sie wieder, daß sie Dich haßt, hämmere sie stark für Dich, daß sie eines Gottes wert werde, daß Du kämpfen mußt, wie ein Gott und siegen unter dem Jubel aller Dämonen und aller Mächte auf der Erde und über der Erde! – O Hannah, noch braust das All durch meinen Leib, noch rede ich im Wahnsinn, und darum die Wahrheit. Aber in mir ist die Ruhe der Ewigkeit, und sie wird der Schöpferkraft, die Du nun gemerkt hast, mit starkem, heroischem Willen Form und Gestalt geben. Es ist leicht zu rasen, wenn dieser Wille fehlt; es ist leicht, Form zu haben, wenn der Dämon in Ketten liegt; aber es ist schwer und ist alles, die dunklen Mächte, die die Wurzel aller Kraft sind und aller Schöpfung, die jede Form zersprengen wollen, in Form zu zwingen – – – das ist unsere Aufgabe und darum muß uns schlagen der heilige Wahnsinn.

    Entität nicht im Datensatz vorhanden