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Berlin-Friedenau, Taunusstr. 1, den 18.10.1923

Hochverehrter Herr Professor!

Nach zweieinhalbmonatlicher Abwesenheit bin ich nach Berlin zurückgekehrt und sofort aufs Ministerium gegangen, um den Stand der Verhandlungen zu erfahren. Ich habe dabei festgestellt, dass meine Bedingungen insofern missverstanden sind, als man eine Einreihung in Gehaltklasse 10 mit allen Zuschüssen, Pensionsberechtigung usw. darunter verstand. So war es aber keineswegs gemeint. Ich wollte nur eine Summe verhalten, die ein Existenzminimum darstellt, ohne beamtenrechtliche Vorteile zu verlangen. Professor Richter erklärte, dass er unter diesen Umständen einverstanden wäre, mir 90 % der Anfangsstufe von Gehaltsklasse 10 zu bewilligen und die Umzugskosten vorschussweise zu bezahlen und bis 3/4 ganz zu übernehmen. Von dem Professortitel sprachen wir nicht, ich nehme an, dass er keine Schwierigkeiten machen wird. Herr Professor Richter fordert mich auf, ihm mein Einverständnis unter den genannten Bedingungen schriftlich zu übermitteln; er will dann direkt mit Ihnen verhandeln. Es lag mir aber daran, Ihnen sofort vom Stand der Dinge Kenntnis zu geben, damit Sie nicht auf Grund der ablehnenden Antwort des Ministeriums, von der ich erst gestern Kenntnis erhielt, anderweitige Entschlüsse fassen.

Ich würde mich freuen, wenn auf diese Weise sich nun doch ein Weg fände, dass ich zum Sommer nach Marburg kommen kann.

Ihr sehr ergebener
Dr. Tillich
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