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den 17.05.1922

Hannah!

Meine Seele zittert Tag für Tag, und sorgt sich fast, da Du nicht schreibst! Und doch sollst Du nicht schreiben, wenn Du müde bist. Noch 20 Minuten und Dein Geburtstag ist da! Und weißt Du, wie ich ihn feiern werde? Ich werde morgen früh nach Hiddensee fahren, ganz allein, auf Kosten eines Amerikaners, dem ich ein Haus mieten soll! Ist das nicht fein? Ich gedenke, von Morgen, Mittwoch, bis Sonntag zu bleiben. Inzwischen kann ich nichts von Dir hören! Das ist schmerzlich; aber ich freue mich dann umso mehr auf die Post, die | am Montag da ist. – Morgen aber werde ich meine Seele auf der ganzen Fahrt zu Dir hintragen, werde bei Dir sein, süße Geliebte, und nichts, nicht Raum und Entfernung, nicht Dinge und Meer, nicht Menschen und Geist, werden mich von Dir trennen. Denn ich liebe Dich, Hannah! Und ich laufe umher in einer Art Betäubung und Unmenschlichkeit, weil Du fern bist, und alles Nahe leer ist ohne Dich! O Hannah! Geliebte, komm! Jeder Herzschlag ist dieser Ruf, und jeder Atemzug ist Sehnsucht zu der Erfüllung, die Du bist. Leb wohl, und komm, süße Geliebte!

Dein Paul.

Eben schlägt es Deinen Geburtstag! Süße, Liebe! Ich umarme Dich!

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