Liebste Hannah!
Das war eine Freude, als ich Eure Stimmen hörte; nur schade, schade, daß Du nicht
kommst. – Ich will jetzt in meiner Berichterstattung fortfahren: Also am Mittwoch
Abend mit Frl Homberger im Hokus Pokus von Kurt Götz. Eine entzückend graziöse,
rokokohafte Verspottung von Justiz und Theater. Hombergerin ist ein großer starker
Mensch geworden. Ich habe nachher noch mit ihr in der Eß-Bar Roberts gesessen, wo
wirklich etwas Pa|
2riser Atmosphäre ist. Donnerstag früh mit Eckart in die fabelhafte
Luftfahr-Ausstellung; zu Mittag mit ihm bei Ruth Sterenfeld, die Dich herzlich grüßen läßt (Sie bewohnen nicht mehr das
Merenfeldsche-Haus, wo wir sie besucht haben) Am
Spätnachmittag kurzes Treffen mit Ilsemargot, die dreiWoch Monate krank war. Am Abend mit
Ulli und André in der Strawinski-Oper (Geschichte eines Soldaten):
Ganz außerordentlich!! Sehr dämonisch, Musik und Regie
hervorragend. Nachher im "Nußbaum" mit Ulli. Situation wie in der "Dreigroschenoper"
– bis wir uns drücken, als es mulmig wurde. Freitag|
Vorm. lange
geschlafen. Dann kam Lösch, um Emmy zu besuchen. Sie ist komisch naiv,
sentimental und geistig durcheinander. Besichtigung des Grünfeld-Hauses am
Kurfürstendamm. Mittag allein bei Kempinski: "Bouillabaisse" , das
herrliche Pariser National-Gericht. Nachmittag kam Veronika, die sich sehr freute, daß Du wolltest, daß ich sie sah. Sie ist freier, aber mit
einem gewissen tragischen Zug. Sie möchte gerne nach Dresden. Am Abend mit Emmy im russisch-jüdischen Theater:
Ungeheuerlich, aber kaum zu verstehen. Nachher mit Heiner, Hanno, Dagma, Ilsemargot, Christian im Palais am Zoo. Höchst
vergnügt. Ich mußte Hanno versöhnen, was nicht ganz einfach war. Denke|
Dir: Ritthausen ist bankrott. 200 000 Schulden durch Bürgschaften. Ist aber trotzdem
bei guten Nerven. Christian wird bald wieder heiraten!! – Emmy bemüht sich rührend um Frau Behrens. Aber es ist schwer, da sie
nichts wirklich kann. – Übrigens ist Veronika auch zur Prosa übergegangen. – Heut,
Sonnabend, Mittag mit Wolfers
und Herrn Dohens. Leb wohl liebste Hannah! Ich stehe innerlich ganz unter dem
Eindruck der 7 Theater-Abende – – Grüße Heinrich!