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Kiel, 3. Dezember 1929

Lieber Herr Tillich!

Dieser Brief soll Ihnen danken für das, was Sie mir mit Ihrem Aufsatz gegeben haben! Es ist unendlich beglückend, dies, was man mehr oder weniger dunkel als das Rechte und Notwendige in sich fühlt, plötzlich geschrieben - und noch dazu in solch meisterhafter Form - in Händen zu halten

Ich stehe nun wieder seit einiger Zeit in der sozialen Arbeit, die mir beruflich und menschlich gleich nahe ist. Bei all dem Schweren, was man da erlebt, ist das Traurigste der Untergrund immer wieder, die Sinnlosigkeit in dem Leben dieser Menschen. Sie läßt einen verstummen und will einem jede Hoffnung nehmen.

Lieber Herr Tillich, ich war skeptisch für die Zeitschrift! Seitdem ich Ihren Aufsatz kenne, weiß ich, daß sie gegründet werden mußte und daß es gut so ist. Und wären es nicht viele Menschen, so werden es sicher die wertvollsten sein, die sich aufgerüttelt fühlen durch diesen Geist des Sozialismus, den ich mit jeder Faser bejahe. Ich kann mir als Einleitendes nichts Schöneres vorstellen, als Ihre Arbeit es ist.

Ich mußte Ihnen dies sagen!

Ihnen und Ihrer lieben Frau und der kleinen Tochter alles Gute
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    • Tillich, Paul, Sozialismus, in: Neue Blätter für den Sozialismus. Zeitschrift für geistige und politische Gestaltung, 1. Jg., H. 1, Jan. 1930, 1-12. 
    • Neue Blätter für den Sozialismus. Zeitschrift für geistige und politische Gestaltung, hg. von Eduard Heimann, Fritz Klatt und Paul Tillich, 1930ff.