Der editierte Text

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Sonntag.1

Liebste Hannah (Details anzeigen)!

Jetzt etwa vor 8 Tagen bist Du abgefahren und hast mich allein gelassen. Jetzt sitze ich in einem Hotel am Bahnhof und warte auf Reichl (Details anzeigen), der heut früh angerufen hat. [Inzwischen ist er gekommen. Wir haben uns lange und nett unterhalten. Er entschuldigte sich mit allgemeiner Verärgerung.] Jetzt bin ich zurück; es ist ein stiller sehr warmer Sonntagnachmittag. Heut früh war ich in den Anlagen und in der Galerie, auch am Wasser, wo sehr viel gerudert und gesegelt wird. Ich bin eigentlich sehr beglückt von Frankfurt (Details anzeigen)| Es ist auf kleinerem Raum lebendiger als Dresden (Details anzeigen). Die inneren Anlagen sind jetzt wundervoll. – Gestern war viel los! Erst war ich auf der Universität. Dann wurde ich von Frau Oppenheim (Details anzeigen) im Auto abgeholt, und sie zeigte mir die Stadt, vor allem die Neubauten von May (Details anzeigen). Ich bin froh, daß wir dort nicht wohnen. Ganz kleinbürgerlich; immer Reihenhäuser und ohne Auto kaum zu erreichen. Dann Mittagessen. Ich hatte mit dem Mann (Details anzeigen), der Großindustrieller und Wissenschaftstheoretiker ist eine stundenlange Unterhaltung. Dann in die Stadt, Bürste kaufen und die Buchhandlungen besichtigen (Nicht viel los). Am Abend bei| Riezler (Details anzeigen): Glänzendes Diner mit fabelhaften Weinen. Ich hatte Frau Riezler geb. Liebermann (Details anzeigen) zu Tisch. Sie ist witzig, gesellschaftlich überlegen. Wir sprachen von Hauptmann (Details anzeigen), ihrem Vater (Details anzeigen), Berlin (Details anzeigen) etc. Sie war auch im Kolleg2 gewesen. Außerdem war da die ehemalige Frau Prinzhorn, jetzt Frau {Wolhard} (Details anzeigen), die sehr schön aussah und Dich sehr herzlich grüßen läßt. Nachher gingen wir mit Gelbs (Details anzeigen) (Details anzeigen) und Reinhardts (Details anzeigen) (Details anzeigen) noch ins Kaffee. Frau Reinhard (Details anzeigen) freut sich sehr auf Dich und sagte, man wäre sehr gespannt. Sie war auch im Kolleg und hat ihrem Mann (Details anzeigen), an dessen Urteil mir am meisten liegt, alles sehr be| geistert erzählt. Dieses war der erste und bisher einzige Gesellschaftstag. Die Wohnung ist so weit, daß die Tapeten herankönnen, und dann soll das Parkett abgezogen werden. Das müssen wir bezahlen. Es ist aber unbedingt nötig. Telephon ist beantragt. Den Wohnungsschein erhält nicht das Kuratorium, sondern das Wohnungsamt dafür daß es uns den Wohnberechtigungsschein für hier erteilt. – In der Pension alles unverändert. Vorgestern riefen Sulzbachs (Details anzeigen) (Details anzeigen) (Crissier (Details anzeigen)!) an. Wir haben uns aber noch nicht verabredet. Die Kollegs scheinen stark gewirkt zu haben. Jedenfalls waren am 2 Tage mehr da als am ersten. Ich freue mich, daß Ihr morgen näher kommt. Schreib' gleich!

Ich liebe Dich!
Dein

Paul (Details anzeigen).

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Grüße alle Marburger!!


Fußnoten, Anmerkungen

1Das Briefmanuskript ist undatiert. Die hier vorgenommene Datierung ist aus dem Kontext erschließbar.

Register

aTillich, Hannah
bReichl, Otto
cFrankfurt am Main
dDresden
eOppenheim, Gabrielle
fMay, Ernst
gOppenheim, Paul
hRiezler, Kurt
iRiezler, Käthe
jHauptmann, Gerhart
kLiebermann, Max
lBerlin
mPostkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 3. Mai 1929 [PS]
nPrinzhorn, (Frau)
oGelb, Adhémar
pGelb, Nelly
qReinhardt, Karl
rReinhardt , Elly
sReinhardt , Elly
tReinhardt, Karl
uSulzbach, Walter
vSulzbach, Maria
wCrissier
xTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/2(26)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Frankfurt a. M. - Marburg a. d. Lahn
voriger Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 3. Mai 1929 [PS]
nächster Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 7. Mai 1929 [PS]

Entitäten

Personen

Orte

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 5. Mai 1929, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01018.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L01018.pdf