Der editierte Text

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Sonntag.1
Liebste a!

Jetzt etwa vor 8 Tagen bist Du abgefahren und hast mich allein gelassen. Jetzt sitze ich in einem Hotel am Bahnhof und warte auf b, der heut früh angerufen hat. [Inzwischen ist er gekommen. Wir haben uns lange und nett unterhalten. Er entschuldigte sich mit allgemeiner Verärgerung.] Jetzt bin ich zurück; es ist ein stiller sehr warmer Sonntagnachmittag. Heut früh war ich in den Anlagen und in der Galerie, auch am Wasser, wo sehr viel gerudert und gesegelt wird. Ich bin eigentlich sehr beglückt von c| Es ist auf kleinerem Raum lebendiger als d. Die inneren Anlagen sind jetzt wundervoll. – Gestern war viel los! Erst war ich auf der Universität. Dann wurde ich von Frau e im Auto abgeholt, und sie zeigte mir die Stadt, vor allem die Neubauten von f. Ich bin froh, daß wir dort nicht wohnen. Ganz kleinbürgerlich; immer Reihenhäuser und ohne Auto kaum zu erreichen. Dann Mittagessen. Ich hatte mit g, der Großindustrieller und Wissenschaftstheoretiker ist eine stundenlange Unterhaltung. Dann in die Stadt, Bürste kaufen und die Buchhandlungen besichtigen (Nicht viel los). Am Abend bei| h: Glänzendes Diner mit fabelhaften Weinen. Ich hatte i zu Tisch. Sie ist witzig, gesellschaftlich überlegen. Wir sprachen von j, k, l etc. Sie war auch im Kolleg2 gewesen. Außerdem war da die n, die sehr schön aussah und Dich sehr herzlich grüßen läßt. Nachher gingen wir mit po und rq noch ins Kaffee. s freut sich sehr auf Dich und sagte, man wäre sehr gespannt. Sie war auch im Kolleg und hat ihrem t, an dessen Urteil mir am meisten liegt, alles sehr be| geistert erzählt. Dieses war der erste und bisher einzige Gesellschaftstag. Die Wohnung ist so weit, daß die Tapeten herankönnen, und dann soll das Parkett abgezogen werden. Das müssen wir bezahlen. Es ist aber unbedingt nötig. Telephon ist beantragt. Den Wohnungsschein erhält nicht das Kuratorium, sondern das Wohnungsamt dafür daß es uns den Wohnberechtigungsschein für hier erteilt. – In der Pension alles unverändert. Vorgestern riefen vu (w!) an. Wir haben uns aber noch nicht verabredet. Die Kollegs scheinen stark gewirkt zu haben. Jedenfalls waren am 2 Tage mehr da als am ersten. Ich freue mich, daß Ihr morgen näher kommt. Schreib' gleich!

Ich liebe Dich!
Dein
x. |

Grüße alle Marburger!!


Fußnoten, Anmerkungen

1Das Briefmanuskript ist undatiert. Die hier vorgenommene Datierung ist aus dem Kontext erschließbar.
2Vgl. auch die m.

Register

aTillich, Hannah
bReichl, Otto
cFrankfurt am Main
dDresden
eOppenheim, Gabrielle
fMay, Ernst
gOppenheim, Paul
hRiezler, Kurt
iRiezler, Käthe
jHauptmann, Gerhart
kLiebermann, Max
lBerlin
mPostkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 3. Mai 1929 [PS]
nPrinzhorn, (Frau)
oGelb, Adhémar
pGelb, Nelly
qReinhardt, Karl
rReinhardt , Elly
sReinhardt , Elly
tReinhardt, Karl
uSulzbach, Walter
vSulzbach, Maria
wCrissier
xTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976, bMS 721/2(26)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Frankfurt a. M. - Marburg a. d. Lahn
voriger Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 3. Mai 1929 [PS]
nächster Brief in der Korrespondenz
Postkarte von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 7. Mai 1929 [PS]

Entitäten

Personen

Orte

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 5. Mai 1929, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L01018.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L01018.pdf