Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 24. September 1926

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Der editierte Text

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d. 24. a, Springbrunnen. Sanfte September-Mittagssonne.
Süße b!

Nun ist die Sache entschieden: Bis zum 3.ten Oktober darf ich bleiben. Dann einen Tag c (4ten) dann d (5.ten). Gestern hast Du den Bericht über die Einkäufe bekommen. Heute Fortsetzung: Ein rotes Kleid aus Crêpe de Chine, mit langen Ärmeln, handgenäht, Begeisterung von e und gf. Diese kamen gestern Abend an. Sie fanden, daß ich durch meinen großen Hut völlig verändert bin, sehr viel jünger geworden. Die Anzugsuche hat noch keinen Erfolg gehabt. Ich hoffe aber, es wird noch werden. Die französischen Sachen haben alle etwas Zierliches. Aber englische| sind nicht zu erschwingen. Strümpfe sind entweder sehr teuer oder sehr schlecht. h rät davon ab. Etwas in Sorge bin ich nur über Deinen Wintermantel. Aber im Notfall schenkst Du ihn weiter.

Als Dein Brief1 wegen Deiner Geldnöte kam, habe ich sofort an i geschrieben und ihn bis 1. Nov. (j!) um 200M gebeten. Hoffentlich hast Du sie schon[.] An die Kasse zu schreiben lohnt sich jetzt nicht mehr. Es macht sehr viel Mühe und höchstens 2 Tage Unterschied. Dagegen bin ich bereit, an| k zu schreiben. Bitte gib sofort Antwort, ob das nötig ist. Glücklicherweise habe ich l nicht angepumpt. Das hätte die Wirkung Deines Briefes wegen m sehr gestört. – Seit 2 Tagen kein Brief von Dir! Was ist? Bist Du müde oder zu sehr im Betrieb?

Ich bin sehr bewegt durch Deinen Brief2 über die Realität. Ich halte es nicht für wichtig, die wilden Ausbrüche von Liebe und Haß, die starken Nöte und Kampf für realer zu halten, als das, was sich in höherer Ebene, geformt abspielt. Wir sind exklusiv, weil wir in Realitätsschichten leben, die den meisten| unzugänglich sind. – Zweitens gibt es von jeder Seinsschicht aus einen direkten Zugang zum Unbedingt-Seienden. Das, was uns unbedingt angeht, an dem wir unbedingt verantwortlich sind, ist das Reale. – – – Realitätsarm wird die Form nur, wenn sie um ihrer selbst willen gesucht wird, aber nicht, wenn sie als die Verwirklichung der Realität verstanden ist. Die französische Kunst steht fortwährend auf dieser Grenze. Sie bleibt ihr aber immer nah und entfernt sich nur so weit nach beiden Seiten, wie wir. (Kerngedanken zu dem in mir wachsenden Kolleg über die "Form")

In Liebe und Sehnsucht.
Dein
n

Fußnoten, Anmerkungen

1Dieser Brief liegt nicht vor.
2Dieser Brief liegt nicht vor.

Register

aParis
bTillich, Hannah
cDüsseldorf
dDresden
evon Sydow, Eckart
fSpiegelberg, Friedrich
gSpiegelberg, Rosalie
hJessen, Malla
iTillich, Johannes Oskar
jChemnitz
kRade, Paul Martin
l???, Nora
mKallen, Elisabeth W.
nTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Hannah. Papers, 1896-1976., bMS 721/2(23)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
Paris - unbekannt
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Entitäten

Personen

Orte

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Hannah Tillich vom 24. September 1926, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00909.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L00909.pdf