Ich gratuliere herzlichst. Aber das war nicht recht, so ohne Sang und Klang abzuziehen.² Ich hoffe, dass Sie dort sehr zufrieden sind, denn ich höre viel Gutes von der ausgebauten allgemeinen Abteilung der technischen Hochschule, wo auch ein Assistent von Professor Oppenheimer^f, der blinde Dr.Schultz^g als Assistent ist. Soll ich Ihren Satz, dass Sie mich wiedersehen werden dahin deuten, dass Sie wissen von Verhandlungen über die Nachfolge Jahn^h, Lehrstuhl für Soziologie. Ich weiss nur soviel, dass sowohl Jahnⁱ wie Tönnies^j und Oppenheimer^k angefragt worden sind, und dass ich auf der Liste stehen soll. Ich würde mich sehr freuen, evtl. in Ihre Nähe zu rücken, und wäre Ihnen dankbar, wenn Sie gelegentlich einmal hören wollten, was los ist. – Ich höre auch davon, dass der hervorragende Spamer^l evtl. für Volkskunde dorthin berufen werden soll. Nur will leider die Hochschule dauernd aus Lehrstühlen Lehraufträge machen.

Was machen Ihre Arbeiten und das Kairos Jahrbuch^m? Und die Mitarbeit Jahrbuch IIIⁿ (Hauptthema : die Stellung der Intelligenz)? Haben Sie den Vico^o erhalten und mein Jahrbuch^p und meine Abhandlungen (I.: Die Maifeierbewegung^q) gesehen? Ich habe provisorisch eine soziologische Abteilung bei dem alten Archiv für Philosophie^r übernommen und | im ersten Heft Breysig, gesellschaftswissenschaftliche Deutung von Kant^s gebracht. Wenn ich dann die internationalen Kollegen und die Dissertationen für den Nachwuchs organisiert habe, so kommen jetzt drei Bändchen Textbücher der Soziologie und Sozialphilosophie^t bei Braun heraus, damit das Fach überhaupt studierbar ist. Ausserdem erscheint endlich eine deutsche Ausgabe der "Doctrine de Saint-Simon"³ und eine Neuausgabe von Gumplowicz's^v Geschichte der Staatstheorien^w mit meinem sehr ausführlichen Vorwort. Schreiben Sie mir, was Sie interessiert, ich werde es Ihnen zugehen lassen. Jedenfalls will ich alles tun, damit das blosse Geschwätz der Methodologen aufhört. Meine eigene Sache, die Geschichte der Soziologie in zwei Bänden⁴ ist garnicht fertigzustellen, ohne dass ich im Sommer Urlaub nehme.

Uebrigens ist nicht Professor Mehlis^x in Dresden^y?