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den 25.05.1923

Sehr geehrter Herr Doktor!

Vor einigen Tagen sah ich Ihr mit 45 420 M. belastetes Konto. Das hat mich nicht losgelassen und mir so recht vor die Augen geführt, in wie fatale Lage ein Schriftsteller kommen kann, wenn er von seinem Buche, dessen Schicksal sehr unsicher ist, selber noch Exemplare gebraucht. Als wir Ihnen bei ihrem Hiersein die ausgemachte erste Rate von zehntausend Mark auszahlten, war eine Preisberechnung noch nicht gemacht und ahnten wir selber noch nicht, einen wie hohen Preis wir für das Buch ansetzen mußten. Die Preisberechnung ergab dann ein so wenig erfreuliches Resultat, daß wir uns damals nicht entschließen konnten, die einige Monate vorher festgesetzte erste Rate des Honorars zu erhöhen. Auch jetzt ist es noch in keiner Weise mit größerer Sicherheit abzusehen, ob die Kosten des Buches je gedeckt werden können. Ich habe aber eben mit meinem heute von einer Reise zurückgekehrten Bruder die Angelegenheit besprochen, und wir sind zu folgendem Ergebnis gelangt: Wir erhöhen Ihr Honorar um die von Ihnen für die Sendung vom 15. Mai geschuldete Summe von 45. 420 M. und streichen diese also. Damit ist dann aber selbstverständlich der Anspruch auf eine später zu zahlende zweite Rate erloschen. Wir haben das Zutrauen zu Ihnen, daß, wenn unsere an Ihr jetziges Buch geknüpften Hoffnungen sich nicht erfüllen, Sie uns doch in nicht zu ferner Zeit einmal Gelegenheit geben werden, Gangbareres für Sie herauszubringen. Die Grundzahl Ihres Buches haben wir übrigens in letzter Minute vor der Ausgabe an das Publikum noch in 5,50 ermäßigt mit Rücksicht darauf, daß bei Ausgabe die neue Schlüsselzahl des Börsenvereins, 3000, eintrat. Gern wären wir im Interesse der Verbreitung des Buches noch etwas weiter heruntergegangen. Da jedoch die Schlüsselzahlen immer auf Grund von Indexzahlen ausgerechnet werden, die beim Eintreten der neuen Schlüsselzahl bereits etwas überholt sind, ist dies nicht möglich.

In der Hoffnung, Sie durch diesen Brief ein wenig zu erleichtern, bin ich mit bestem Gruße
Ihr
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