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Berlin-Friedenau , den 21.01.1923

Sehr geehrter Herr Ruprecht!

Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief! Obgleich ich natürlich mit Spannung darauf wartete, wußte ich ja, welche Schwierigkeiten dem Verlage eines solchen Werkes gegenwärtig entgegenstehen. Ich bin Ihnen daher für Ihre zusagende Antwort sehr dankbar und erkläre mich mit den vorgeschlagenen Bedingungen einverstanden. Wenn es Ihnen möglich wäre, die Zahl der Freiexemplare noch ein wenig zu erhöhen, so wäre ich bei meinen zahlreichen Fakultäts-Verpflichtungen sehr dankbar; doch möchte ich das ganz Ihnen überlassen. – Ich denke, daß ich Ihnen schon Mitte, spätestens Ende dieser Woche die Einleitung und den ersten Teil getippt zusenden kann. Inhaltsangabe und Vorwort kann ich wohl zum Schluß einsenden. Sollte es anders notwendig sein, so bitte ich um sofortige Nachricht.

Was das Format betrifft, so wäre ¿¿¿ ... ¿¿¿ Ausstattung dem Rechnung getragen werden könnte, daß es sich um eine Arbeit aus einem Guß ohne Anmerkungen, Citate und gelehrten Apparat handelt, um ein System in rein positiver Darstellung, das ja immer auch ein ästhetisches Element in sich trägt.

Was den Titel betrifft, so habe ich schon oft über eine Änderung nachgedacht und möchte zunächst einmal vorschlagen: „System der Erkenntnis; Neuer Entwurf eines Wissenschaftssystems nach Gegenständen und Methoden.“ Doch trifft „Erkenntnis“ die Sache nicht ganz und man könnte vielleicht „System des Erkennens“ dafür sagen. Jedenfalls finde ich den Vorschlag „Neuer Entwurf“ sehr glücklich, da er die zeitgeschichtliche Stellung des Buches gut charakterisiert; eventuell sogar als Haupttitel.

Ihrem Wunsch, künftige Sachen von mir Ihnen in erster Linie anzubieten, werde ich selbstverständlich und gern nachkommen.

Ihr sehr ergebener
P. Tillich.
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