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den 19.01.1923

Sehr geehrter Herr!

Sie haben gewiß unsere Antwort die letzten Tage schon erwartet. Aber Ihr Brief erforderte recht eingehende Erwägungen und Berechnungen. Die Aenderung der Anlage und des Planes löste ein gewisses Gefühl der Erleichterung bei mir aus, da ein Buch dieser Anlage eigentlich niemals ein passendes Heft für die „Wege z.urPh.ilosophie“ abgeben könnte, dazu ist der Stoff zu riesig und vieles zu neu, sodaß grundlegende philosophische Erörterungen nötig sind. Selbstverständlich muß Ihr Buch unter den von Ihnen geschilderten Umständen als selbständiges Werk erscheinen. Wir haben nach allem, was wir von Ihnen wissen, und was Sie über die Entstehung schreiben, das volle Vertrauen, daß Ihre Arbeit sehr wertvoll und ausgereift ist, und möchten jedenfalls nicht von unserer Vereinbarung, daß ein Buch dieses Titels in unserm Verlage erscheinen soll, zurücktreten, obwohl ja natürlich unser ganzes Abkommen nun auf eine neue Grundlage gestellt werden muß.

Freilich ist ein derartiges Buch heute kein leichtes Unternehmen, da nach dem von Ihnen angegebenen Umfang, etwa 10 bis 11 Bogen Groß-Oktav, die Kosten tief in eine siebenstellige Zahl hineinreichen. Wie ein derartiges Buch gehen wird, ist nicht leicht vorherzusagen. Es kann bei einem Achtungserfolg bleiben, denn zweifellos wird Ihr neues System bei fast allen Philosophen zunächst ein gewisses Unbehagen auslösen, und man weiß nicht, wie lange es dauert, bis es sich durchsetzt. Oder aber es kann auch ein großer Wurf werden, der weitere Auflagen verspricht. Die Wahrscheinlichkeit spricht nach unsern Erfahrungen allerdings dafür, daß es sich nicht gerade schnell einbürgern wird, zumal unter heutigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen, unter denen die Kaufkraft der geistigen Arbeiter leider ganz besonders leidet. Wir mußten es uns daher sehr gründlich überlegen, ob wir überhaupt in der Lage waren, die große Summe auf die Gefahr hin, nur einen kleineren oder größeren Teil davon wiederzusehen, namentlich sie, auch bei gutem Erfolge, erst langsam zu uns zurückkehren zu sehen, zu riskieren. Wie ich oben schon angedeutet habe, ist die Entscheidung aber dafür ausgefallen, und wir schlagen Ihnen folgende Bedingungen vor:

Gedruckt wird eine Auflage von 1000 Stück zuzüglich des für Pflicht- und Freiexemplare nötigen Zuschusses.

Wir zahlen Ihnen nach Fertigstellung sofort ein Honorar von 10 000 M., und dieselbe Summe nochmals, wenn und sobald innerhalb von fünf Jahren 650 Stück verkauft sind, da wir dann erwarten können, auch noch die zur vollen Kostendeckung nötige Anzahl Exemplare abzusetzen. Dazu erhalten Sie zwölf Freiexemplare. Da es wahrscheinlich ist, daß der Wert der Mark sich weiter verändert und der Preis des Buches dem folgen muß, würden wir, wenn die zweite Rate fällig wird, die tatsächlich zur Auszahlung gelangende Summe nach dem Verhältnis des bei der Ausgabe und zur Zeit der Fälligkeit des Honorars geltenden Ladenpreis berechnen.

Sollten Uebersetzungen in fremde Sprachen erscheinen, würden wir die Verhandlungen mit den betr.effenden ausländischen Verlegern zu führen haben und das auszumachende Honorar zu gleichen Teilen mit Ihnen Teilen.

Weitere Auflagen sollen ebenfalls in unserm Verlage erscheinen. Bei den schwankenden Verhältnissen liegt es aber nicht im beiderseitigen Interesse, die Honorar-Bedingungen schon heute festzulegen. Sollten wir uns über diese nicht, wie wir erwarten, leicht einigen, so würden Sie die Berechtigung haben, die 2. Auflage einem anderen Verleger anzubieten, aber an uns gebunden sein, falls unsere Bedingungen besser sind oder wir uns bereit erklären, in die Ihnen angebotenen Bedingungen einzutreten.

Die Erwartung, daß Sie uns, wenn wir diesen nicht ganz leichten Verlag übernehmen, auch weitere Werke, die Sie etwa veröffentlichen wollen, zuerst anbieten, dürfen wir wohl aussprechen, ohne eine rechtliche Bindung zu verlangen.

Das Format möchten wir heute noch nicht genau feststellen, weil wir mit Ihnen den Wunsch haben, die Arbeit so schnell wie irgend möglich zu drucken und die Wahl der Ausstattung mit davon abhängt, wann wir das druckfertige Manuskript erhalten. Augenblicklich könnten wir sofort mit mehreren Setzern den Satz beginnen, sodaß es uns angenehm wäre, wenn Sie, da das Ganze nur noch einer leichten Durchsicht und evt. Abschrift bedarf, den Anfang recht bald einschicken wollten. Ob es nötig ist, alles abzutippen, wissen wir nicht. Wenn Sie so weitläufig und in der Art geschrieben haben, wie in Ihrem Briefe, so brauchten vielleicht nur die weniger gut geschriebenen Seiten abgeschrieben zu werden. Nur muß alles recht genau paginiert sein, und wirklich druckfertig, da nachträgliche Aenderungen abgesehen von der Verzögerung, heute ein unheimliches Geld kosten. Einige wenige Aenderungen, namentlich solche, die Umbruch einiger Zeilen nötig machen und den Setzer leicht eine Stunde aufhalten, kosten heute bereits 1125 M., und wir wissen nicht einmal, welche Tariferhöhung uns wieder für den Februar bevorsteht.

Wäre übrigens nicht vielleicht irgend ein Untertitel, etwa „Neue Grundlegung“ oder dergleichen empfehlenswert?

Haben Sie die Freundlichkeit, sich zu unsern Vorschlägen zu äußern und uns wenn möglich, recht bald das Ms.Manuskript oder den Anfang zu schicken.

Mit hochachtungsvollem Gruße
Ihr
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