Brief von Paul Tillich an Johannes Tillich vom 27. Dezember 1917

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Der editierte Text

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D. 27. Dez. 1917.
Lieber a!

Herzlichen Dank für Deinen Weihnachtsbrief;1 hoffentlich hast Du nun auch die b bekommen! Auf die Künstlermonographie freue ich mich sehr; hoffentlich habe ich sie noch nicht! – Vor allem eine Frage, für |:die ich:| Dich um sofortige Antwort auf Postkarte bitte (aber im Kuvert!): Wenn ich auf Urlaub komme, was und für wieviel Geld soll ich mitbringen; ich muß es wissen, um unserem Marketender den Auftrag nach c mitzugeben! – Die Weihnachtstage waren recht schön; Heilig Abend hatte ich in einer eiskalten Kirche 3 Gottesdienste hintereinander, was zum Anfrieren war! Am nächsten Tag 2 mit 3 Stunden Fahrt, und am 2ten Feiertag wieder 2 mit 4 Stunden Fahrt. Aber bei dem herrlichen Winterwetter war es die reine Freude. Sylvester und Neujahr ist es ebenso; hoffentlich hält sich der Schnee solange. Hier in unserem Blockhaus mitten im Walde ist es wie im Knusperhäuschen| von Hänsel und Gretel. Und auch zu knuspern gab es die Weihnachtstage noch eine ganze Menge! Die Wissenschaft war natürlich {sichtbar}. – Wirst Du im Konsistorium bleiben als "Emeritus" (ein unerfreuliches Wort!)? Ich hoffe es sehr für Dich! – Die Entwicklung im Osten ist ja recht erfreulich. Der Geist der russischen Revolutionäre ist das Originellste, was der Krieg gebracht hat: kindlich, einfach, tief, menschlich! Die Telegramme d und das der Waffenstillstandsvertrag sind nach meiner Empfindung mehr von original christlichem Geist erfüllt, als sämtliche Feldpredigten in allen Ländern westlich der Weichsel! Sollte hier auf dem Boden der alten griechischen Mystik, durch den mystisch-einfältigen Charakter des russischen Volkes eine neue Epoche der Kirchengeschichte aus den Windeln unerkennbarer Anfänge kriechen? Der Westen hat die soziale Idee geschaffen, sollte der Osten sie durchführen? Das sind so Weihnachtsideen 1917! – –

Und nun ein gutes und trotz allem schönes 1918!
Dein e.

Fußnoten, Anmerkungen

1Liegt nicht vor.

Register

aTillich, Johannes Oskar
bBrief von Paul Tillich an Johannes Tillich vom 18. Dezember 1917
cBrüssel
dTrotzki, Leo
eTillich, Paul

Überlieferung

Signatur
USA, Cambridge, MA, Harvard University, Harvard Divinity School Library, Tillich, Paul, 1886-1965. Papers, 1894-1974., bMS 649/193(15)
Typ

Brief, eigenhändig

Postweg
unbekannt - unbekannt
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Entitäten

Personen

Orte

Briefe

Zitiervorschlag

Brief von Paul Tillich an Johannes Tillich vom 27. Dezember 1917, in: Paul Tillich, Korrespondenz. Digitale Edition, hg. von Christian Danz und Friedrich Wilhelm Graf. https://tillich-briefe.acdh.oeaw.ac.at/L00556.html, Zugriff am ????.

Für Belege in der Wikipedia

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L00556.pdf